Jahrestagung

TGL: Tariferhöhung ist existenzbedrohend Nadine Tröbitscher, 14.10.2024 08:00 Uhr

„Eine Erhöhung der Gehälter bei gleichbleibenden oder gar sinkenden Einnahmen stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Existenz vieler Apotheken dar“, so der 2. TGL-Vorsitzende Sebastian Berges. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Während im Tarifgebiet des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA) rückwirkend seit Juli ein neuer Tarifabschluss gilt, warten die Angestellten in Nordrhein weiterhin auf eine Tarifanpassung. Denn eine Einigung zwischen der Adexa und der Arbeitgeberseite – der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL) – konnte bisher nicht erzielt werden. Mehr noch: Die TGL erneuerte zuletzt ihre Kritik am Tarifabschluss. Denn die Tariferhöhung bedrohe die Existenz vieler Apotheken.

Der Tarifabschluss zwischen Adexa und ADA wurde im Sommer ohne Rücksprache mit der TGL verabschiedet. Nicht nur daran gibt es Kritik, sondern auch am Timing. Dies machte Sebastian Berges, der 2. Vorsitzende der TGL, im Rahmen der Jahreshauptversammlung deutlich. Apotheken seien bekanntlich durch sinkende Betriebsergebnisse, steigende Kosten und Honorarkürzungen unter Druck. In dieser Situation eine Erhöhung der Personalkosten zu beschließen, schwäche ihre Position in der politischen Diskussion. Genau untergrabe dies die stetigen Bemühungen, auf die prekäre Lage der Branche aufmerksam zu machen.

Kein Wunder, dass die TGL den Tarifabschluss in der derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Lage „als denkbar unvorteilhaft“ betrachtet. Mehr noch: „Eine Erhöhung der Gehälter bei gleichbleibenden oder gar sinkenden Einnahmen stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Existenz vieler Apotheken dar“, so Berges.

Tariferhöhung kann Abwanderung von Fachkräften nicht verhindern

Der Grund: Während die getroffenen Regelungen aus mehr Gehalt und Urlaub sowie einer verkürzen Wochenarbeitszeit in Summe für viele Angestellte eine prozentuale Erhöhung im hohen einstelligen Bereich ergeben, zeigen sich für Chef:innen weitreichende Belastungen. Denn Apotheken müssten dadurch erhebliche zusätzliche Kosten tragen, da neben den erhöhten Löhnen auch höhere Arbeitgeberanteile an Sozialversicherungsbeiträgen fällig werden. „Diese Kosten summieren sich teilweise zu zweistelligen Personalkostenerhöhungen, was bei vielen Mitarbeitenden nicht hinreichend transparent kommuniziert wurde“, so Berges weiter.

Außerdem lasse der Tarifabschluss keinen Spielraum für individuelle Anpassungen und führe für Apothekenleitungen zu weniger Flexibilität. „Es bleibt keine Wahl, wie die Tariferhöhung umgesetzt wird“ – zum Beispiel als Einmalzahlung oder über mehrere Raten verteilt. Hinzukommt, dass das angestrebte Ziel, die Abwanderung von Arbeitskräften in apothekenfremde Berufe zu verhindern, laut der TGL nicht erreicht werde. Denn das Lohnniveau in der Industrie bleibe trotz der vereinbarten Tariferhöhung weiterhin deutlich höher.

„Wir möchten uns den Verhandlungen nicht verweigern“, macht Berges zum Abschluss deutlich. Denn die TGL setze sich auch weiterhin aktiv für faire und ausgewogene Lösungen ein und stehe für konstruktive Gespräche mit allen relevanten Akteuren zur Verfügung. Berges nimmt auch die Politik in die Pflicht. Diese müsse angemessene Vergütungsanpassungen für die Apotheken beschließen, um die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln langfristig zu sichern.