Eine Tariferhöhung ist nicht drin, das hat die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) Nordrhein schon zu Beginn der Verhandlungen deutlich gemacht. Die Adexa hatte einen Tarifsprung von 11,5 Prozent in Nordrhein gefordert. Das Gegenangebot der TGL – ein Gehaltsplus von je 50 Euro für PKA für 2024 und 2025 – hatte die Adexa als „nicht verhandlungsfähiges Angebot“ und „Schlag ins Gesicht“ für alle Apothekenangestellten bezeichnet. Zudem fehle es der TGL-Nordrhein an Mut und Kreativität. Die Einigung mit dem ADA bezeichnet die TGL-Nordrhein als Tarifkosmetik, die niemandem helfe.
Zu einer Einigung zwischen der Adexa und der TGL-Nordrhein kam es bislang nicht. Anders zwischen Adexa und dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA). Zwar konnte sich nicht auf die geforderten 10,5 Prozent geeinigt werden, aber auf einen Sockelbetrag von 150 beziehungsweise 100 Euro für alle Berufsgruppen, einen Tag Urlaub mehr, eine verkürzte Arbeitszeit sowie ein Gehaltsplus von 3 Prozent ab Januar 2026.
Für die TGL-Nordrhein „Tarifkosmetik“, die nicht weiterhelfe. Vielmehr sollte mit vereinten Kräften eine gesetzlich verankerte Refinanzierung durch die Kostenträger erwirkt werden, ähnlich wie bei Pflegekräften. „Grundlegend für das Überleben der Apothekenteams sind eine zügige angemessene Erhöhung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) und eine Aufhebung des unsinnigen Skontourteils.“ Nur so seien Apotheken in der Lage, faire Gehälter zu zahlen und in zukunftsorientierte Arbeitsplätze zu investieren.
„Ein Tarifabschluss – egal welcher Höhe – ist zum jetzigen Zeitpunkt das falsche Signal an die Politik“, macht Sebastian Berges, 2. Vorsitzender der TGL Nordrhein, klar. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen endlich verändert und die geplanten Strukturveränderungen zurückgenommen werden. Denn eine Stärkung der inhabergeführten Apotheken gibt es mit dem Apothekenreform-Gesetz (ApoRG) nicht. Im Gegenteil, es drohen statt wirksamer Abhilfe ein nie dagewesener Angriff auf Vor-Ort-Apotheken sowie der Abbau tausender hochqualifizierter Arbeitsplätze, so Berges.
Während die TGL-Mitglieder den Versorgungsauftrag der Vor-Ort-Apotheken mit großem Einsatz und hoher Kompetenz erfüllen, vernachlässige die Politik die Apothekenteams seit Jahrzehnten. „Die daraus entstandene schlechte wirtschaftliche Situation der Vor-Ort-Apotheken verhindert Tarifverträge, die sich mit Verträgen in der Industrie oder der öffentlichen Hand messen lassen können.“
Hinzukommen die überbordende Bürokratie, die unnötig Personal binde und den Stressfaktor erhöhe sowie der stetig steigende Kostendruck. Diesen ausreichend gegenzufinanzieren, sei aufgrund der seit 2013 ausstehenden Honorarerhöhung nahezu unmöglich. Die Folgen: eine historisch hohe Schließungswelle sowie eine Abwanderung der Vollzeitbeschäftigten.
Die TGL bleibe weiterhin im konstruktiven Dialog mit dem Tarifpartner, um Gemeinsamkeiten für einen passenden Tarifabschluss zu finden.
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