Tests in Apotheken: Unrentabel und sinnvoll APOTHEKE ADHOC, 19.02.2021 11:00 Uhr
Die Apotheken sollen nach dem Willen der Bundesregierung ein wichtiger Bestandteil der Corona-Teststrategie werden. Doch viele Inhaber:innen winken laut einer aktuellen aposcope-Umfrage dankend ab. Zwar wird der Nutzen einer umfassenden Testung durchaus gesehen, allerdings auch die Risiken einer solchen Strategie. Und mit der vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) derzeit vorgesehenen Vergütung sind die Apotheken auch nicht einverstanden.
Corona-Schnelltests für Selbstzahler und im Auftrag des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) dürfen bereits in Apotheken durchgeführt werden. Ab März soll nach den Plänen des BMG kostenlose Schnelltests für alle möglich sein – finanziert vom Bund. Doch vor allem die Apothekeninhaber:innen sind skeptisch: 71 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen den Service in ihrer Apotheke nicht anbieten.
Unter den Angestellten ist die Bereitschaft zwar insgesamt höher, die Entscheidung liegt aber am Ende bei Chefin oder Chef. Unter allen 304 Befragten bei aposcope gab etwa ein Viertel (26 Prozent) an, solche Tests durchführen zu wollen – obwohl insgesamt eine Mehrheit von 63 Prozent die Erweiterung der Teststrategie insgesamt für sinnvoll hält.
Was also sind die Gründe für die Skepsis? Zum einen halten viele Apotheker:innen und PTA die Aktion für einen Schnellschuss (84 Prozent), mehr Vorbereitungszeit wäre also gewünscht. In vielen Apotheken herrscht aber auch bei grundsätzlicher Bereitschaft ein Platzproblem: 70 Prozent der Teilnehmer geben zudem an, über keine geeigneten Räumlichkeiten zu verfügen.
Weitere Gründe für eine Absage sind die Infektionsgefahr für das Personal (59 Prozent), personelle Engpässe (57 Prozent), zu großer Aufwand (50 Prozent) und eine zu geringe Honorierung (49 Prozent). Aber auch die laufende Maskenausgabe (34 Prozent) und die fehlende Zeit das Personal zu schulen (33 Prozent) werden genannt. Eher gering ist die Sorge, dass andere Kund:innen der Apotheke fernbleiben, aus Angst sich bei Testpersonen anzustecken (14 Prozent).
Für die Bürger:innen sollen die Schnelltests kostenlos sein, die Apotheken sollen laut aktuellen Plänen 18 Euro erhalten – 9 Euro für das Testmaterial und 9 Euro für die Durchführung und Attesterstellung. Eine Mehrheit von 66 Prozent empfindet diese Honorierung als zu gering, unter den Inhabern sind es sogar 76 Prozent. Die Preisvorstellungen bewegen mehrheitlich bei 25 bis 35 Euro, etwa jeder Vierte hätte gern noch mehr, 14 Prozent wären auch mit einer Vergütung von 20 bis 25 Euro zufrieden.
Zum Vergleich: In fast jeder fünften Apotheke (18 Prozent) werden aktuell Corona-Antigen-Schnelltests für selbstzahlende Kunden bereits durchgeführt. Die Preise variieren laut Umfrage ziemlich deutlich: 37 Prozent der Apotheken nehmen zwischen 30 und 40 Euro für die Durchführung inklusive der verwendeten Testmaterialien. 26 Prozent kassieren zwischen 20 und 30 Euro, fast ebenso viele (24 Prozent) nur 10 bis 20 Euro. In einigen Apotheken ist die Testung dagegen deutlich teurer: 11 Prozent verlange zwischen 40 und 50 Euro.
Die Option, mit dem vorgesehenen Honorar für die Bürger:innen kostenblose Tests durchzuführen, wäre nach Einschätzung von 57 Prozent eine Zuschussgeschäft für die Apotheken. Die Inhaber:innen sind davon sogar mit deutlicher Mehrheit überzeugt (76 Prozent).
Einig sind sich fast alle in der Apotheke in einer Frage: 91 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Teams bei der Corona-Impfung priorisiert werden müssten, wenn in Apotheken massenhaft getestet wird. Auch unterschreiben 75 Prozent die Aussage: Je mehr getestet wird, desto besser, da sich nur so Infektions-Cluster schnell verhindern ließen.
Doch die Apotheker:innen und PTA sehen auch die Gefahr in dieser Strategie: 80 Prozent befürchten, dass sich Betroffene nach einem negativen Testergebnis in Sicherheit wiegen und es deshalb zu steigenden Infektionszahlen kommen könnte. Und 88 Prozent rechnen damit, dass sich nicht jeder positiv Getestete auch tatsächlich in Quarantäne begeben wird.
Und noch ein praktische Problem sehen die Befragten in der Offizin: 87 Prozent befürchten, dass es zu Lieferengpässen bei den Testmaterialien kommen wird, wenn sich die Bürger:innen massenhaft testen lassen. Der Bund will 50 bis 60 Millionen Tests pro Monat reservieren. Eine klare Mehrheit ist überzeugt, dass das nicht ausreichen wird.
An der aposcope-Umfrage nahmen am 18. Februar insgesamt 304 verifizierte Apotheker:innen und PTA teil.