Die Beratung gehört zum täglichen Brot der Apotheke. Unter den Kund:innen finden sich dann und wann auch Testkäufer:innen. Die Besuche sind unter Apothekenteams oft gefürchtet – dabei bieten sie eine gute Möglichkeit zu zeigen, was die Apotheke vor Ort drauf hat, kommentiert Cynthia Möthrath.
Ich erinnere mich noch genau an meine erste Testkäuferin vor ein paar Jahren: Es war ein wuseliger Tag, wir bedienten zu viert an allen Kassen und bekamen kaum ein Bein an die Erde. Neben der Tastatur stapelten sich bereits Rezepte, die noch bedruckt werden mussten. Dazwischen lagen die Bons von Abholern und Schickern, von denen ich später hoffentlich noch wissen würde, welche Extrawünsche es gab.
Unter zahllosen Kund:innen war sie dann – meine erste Testkäuferin. Sie kam mit dem harmlosen Wunsch nach Pantoprazol und verhielt sich vollkommen unauffällig. Kurz nach der Beratung kam sie erneut in die überfüllte Offizin und gab sich mir zu erkennen. In meinem Kopf versuchte ich verzweifelt, das Gespräch wiederherzustellen, um zu wissen, ob ich im Stress an alles Wichtige gedacht hatte. Meine Kollegin neben mir bekam die Situation mit und war sichtlich erleichtert, dass es nicht sie getroffen hatte.
Denn mal ehrlich: Im Alltag kann die Beratung schonmal kürzer ausfallen – vor allem, wenn „die Hütte brennt“ oder der/die Kund:in es eilig hat, weil er/sie im Halteverbot steht oder das Kind im Auto sitzt. Auch die Stammkund:innen, die alle zwei Wochen mit dem Wunsch nach Nasenspray kommen, klärt man nach dem zweiten oder dritten Hinweis und einem gelangweilten „Ja ja, ich weiß schon“ nicht mehr ausführlich über die Risiken des Dauergebrauchs auf. In manchen Fällen bringt nun mal auch die Beratung keine Einsicht.
Manchmal merke ich jedoch, wie sich die „Testkäufer-Paranoia“ bei mir breitmacht: Hat der/die Kund:in sich irgendwie auffällig verhalten? Hat er/sie ungewöhnliche Fragen gestellt? Habe ich an alles gedacht, oder irgendwas vergessen? Und obwohl Testkäufer:innen unter vielen PTA und Apotheker:innen gefürchtet sind, haben die Überprüfungen ihr Gutes: Denn die qualitativ hochwertige und ausführliche Beratung hebt die Apotheke vor Ort von den Versandapotheken ab.
Bestellt Oma Mayer ihre Medikamente online, bekommt sie sie kommentarlos geliefert. Wie häufig kommt es jedoch vor, dass im Beratungsgespräch Fehler auffallen – selbst, wenn die Kund:innen glauben, bereits alles über ihre Dauermedikation zu wissen. Schließlich nehmen sie diese schon seit Jahren. Während der Beratung kommt dann heraus, dass das L-Thyroxin immer zusammen mit dem Milchkaffee oder das Omeprazol gemeinsam mit dem Frühstück eingenommen wurde. Über den Hinweis sind die meisten Kund:innen dankbar. Manchmal muss es gar nicht die große, umfassende Beratung sein – schon kleine Hinweise können helfen die Sicherheit oder Verträglichkeit von Medikamenten zu verbessern.
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