Beratung

Silomat-Falle: PTA meistert Testkauf Carolin Bauer, 05.03.2018 15:23 Uhr

Berlin - 

In der Erkältungszeit kann es stressig werden am HV-Tisch. Testkäufer haben dann mitunter leichtes Spiel. In der Stadt-Apotheke im fränkischen Ebermannstadt hat sich eine PTA nicht in die Falle locken lassen: Daniela Tidl hat den falschen Kunden so gut beraten, dass ihr von der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) die volle Punktzahl zugesprochen wurde.

Die BLAK schickt regelmäßig Testkäufer in Apotheken. Die Beratungsqualität der Stadt-Apotheke von Inhaber Christian Redmann stand erstmals auf dem Prüfstand. Vor knapp zwei Wochen kam ein Kunde zu PTA Tidl und verlangte Silomat. Die 30-Jährige bemerkte nicht, dass es sich um einen Testkäufer handelt: „Mir ist nichts aufgefallen. Silomat wird derzeit mehrfach täglich verlangt.“

Bei der Beratung klärte Tidl beim Testkauf unter anderem ab, dass das OTC-Produkt für den Mann selbst bestimmt war und er eine Hilfe gegen verschleimten Husten sucht. Schmerzen oder Atembeschwerden habe er nicht. Zudem sei der Auswurf nicht gelblich grün oder rotbraun. Der Mann gab an, bereits Silomat einzunehmen. Die Lutschpastillen habe er von seiner Frau erhalten und nehme das Präparat seit zwei Tagen.

Die PTA erkannte sofort, dass ein Arzneimittelwechsel nötig ist. Angesichts des verschleimten Hustens empfahl sie ihm ein Expectorans und erklärte, weshalb der Hustenstiller nicht das Richtige ist. Die Kammer gab ihr 15 von 15 Punkten. Das Gespräch wird nach drei Kriterien bewertet: Beratungsbereitschaft, Struktur und Umgang mit dem pharmazeutischen Problem.

Am Gespräch selbst sowie an der Struktur hatte die Kammer nichts zu bemängeln. Die PTA habe unaufgefordert Fragen gestellt, etwa geklärt, ob das Arzneimittel für den Mann selbst bestimmt ist und ob er an weiteren Erkrankungen leidet. Zudem wurde über die richtige Anwendung informiert.

Die Struktur des Gesprächs sei als umfassend gelobt worden, freut sich Redmann über das gute Ergebnis. „Die Lorbeeren gehören meiner Mitarbeiterin“, betont er. Tidl selbst ist ebenfalls stolz, kann den Testkäufer aber nicht hundertprozentig zuordnen. „Ich habe eine Vermutung“, sagt die 30-Jährige, die seit ihrer Ausbildung für die Stadt-Apotheke tätig und zuvor mehrere Jahre als PKA gearbeitet hat. An Testkäufer denkt sie im Alltag nicht permanent: „Wir beraten gleichbleibend.“

Redmann bewertet das Thema und den Ablauf des Testkaufs als positiv. Das Szenario Husten und Silomat sei ein klassischer Fall. „Dass wir in Zeiten erhöhten Patientenaufkommens auch noch extern getestet werden, ist allerdings eine zusätzliche Last und ein bisschen unkollegial“, sagt er. Letztlich sei ihm die Kammer jedoch „lieber als Stiftung Warentest oder Gerd Glaeske“.