Die Pandemie zwingt Apotheken immer wieder zu schnellem Handeln. Aktuell sind die Apotheken in Bayern damit beschäftigt, Antigen-Schnelltest für Kindergartenkinder zu organisieren. Denn angesichts des Wegfalls zahlreicher Schutzmaßnahmen mit dem neuen Infektionsschutzgesetz (IfSG) entschied die Landesregierung am Dienstag, dass die sogenannten Berechtigungsscheine nur noch bis heute gültig sind. Dementsprechend hoch ist plötzlich die Nachfrage.
Apothekerin Ines Esser aus Aschheim wartet auf die Rückmeldung ihres Lieferanten. Im Backoffice ihrer Sonnen-Apotheke liegen rund 60 Berechtigungsscheine, die Eltern allein heute im Laufe des Vormittags vorbeigebracht haben. Die bayerischen Apotheken hätten nicht gewusst, was auf sie zukommt, sagt die Inhaberin. Der Apothekerverband habe mitgeteilt, dass die Tests für die Kindergartenkinder weitergeführt werden – „wie lange, wissen wir nicht“.
Seitens des bayerischen Familienministeriums wurde dagegen eine Frist bis heute genannt: In einer „Allgemeinen Information zur Kindertagesbetreuung“ vom Dienstag heißt es, dass ein weiterer Schein an die Eltern ausgegeben werden soll. „Sofern Sie diesen fünften Schein noch nicht ausgegeben haben, bitten wir darum, dies noch im März zu tun. Nur dann können die Familien den Schein noch innerhalb des Gültigkeitszeitraums bis zum 31. März 2022 einlösen. Es ist derzeit geplant, die Testnachweispflicht über das Ende der Osterferien hinaus zumindest bis Ende April 2022 zu verlängern.“
Wie viele Kolleg:innen spürt auch Esser die erhöhte Nachfrage. Die Wangenabstrich-Tests von Wantai seien ausverkauft, sagt sie. Von den Nasenabstrich-Tests seien noch welche übrig. Diese würden wegen der Zuverlässigkeit von der Apotheke empfohlen, doch die Eltern wollten sie nicht haben. Deshalb bestellte die Apothekerin 2000 „Lolli-Tests“ bei ihrem Lieferanten. „Ich habe hier einen Stapel für 600 Tests liegen.“ In Aschheim sei die Nachfrage mit vier Kinderbetreuungseinrichtungen groß.
In Bayern erhielten Familien mit Kindergartenkindern pro Kind bislang einen Berechtigungsschein für zehn Tests, um ihren Nachwuchs dreimal pro Woche testen zu können. In welchem Rhythmus die Kindergartenangestellten die Scheine an die Eltern ausgäben, sei jedoch nicht bekannt, sagt die Apothekerin. Das erschwert die Planung.
Im März sei der Absatz mit den Tests wegen des Ablaufs der Frist dreifach höher als sonst. „Wir waren jeden zweiten Tag unterwegs und haben 1000 abgeholt.“ Die Schnelltests seien keine Artikel, die man stückweise beim Großhandel bestelle. Auf der anderen Seite könne sie ihr Lager nicht mit einer großen Menge füllen, da die Nachfrage weg sei, sobald es keine Berechtigungsscheine mehr für Eltern gebe, erklärt sie das Dilemma.
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