Die Nachfolge vorbereiten, bevor es dafür womöglich zu spät ist: In ihrer Schermbecker Apotheke hat Dr. Heidrun Hoch bereits ein erfolgreiches Zeichen gesetzt. Gewinnt sie die Wiederwahl als Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL), will sie auch hier die Übergabe in jüngere Hände vorbereiten.
Am 1. September 1995 übernahm die gebürtige Wiesbadenerin die Burg-Apotheke in dem zwischen dem Niederrhein und dem Münsterland gelegenen Schermbeck. Zum Jahreswechsel gab sie die Geschicke an Ute Hecht-Neuhaus weiter.
Seit langen Jahren engagiert sich Hoch zudem in der Berufspolitik. So gehörte sie über mehrere Legislaturperioden hinweg zum Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein und sitzt noch immer in der Kammerversammlung. Seit 2004 führt sie als Vorsitzende die TGL an. Im Dezember erst einigte sich die Vertretung der Apothekenleiter mit der Gewerkschaft Adexa auf einen neuen Tarifvertrag. Bei der Versammlung am 31. Januar kandidiert Hoch erneut.
„Man muss Apothekenleiter sein, um in die TGL zu kommen, aber man fliegt nicht raus, wenn man die Leitung abgegeben hat“, erläutert sie. Von der Erfahrung könne die Arbeit schließlich noch profitieren. An ihrem Posten kleben will Hoch nicht. Sollte sie wiedergewählt werden, will sie in ihrer dann letzten dreijährigen Amtszeit einen Nachfolger einarbeiten. „Wir haben das große Glück, dass wir im Beirat einen jungen Apotheker haben, der sich verbandspolitisch engagieren und für den Vorstand kandidieren will.“
Weitere Nachwuchskandidaten stünden bereits für den Beirat in den Startlöchern. „Ich bin immer dafür gewesen, sich den Veränderungen zu stellen und das beste daraus zu machen. Wir werden richtig gut zusammenarbeiten, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten und die TGL moderner zu machen“, zeigt sich Hoch überzeugt. „Junge Leute bringen andere, frische Sichtweisen ein und sind in der digitalen Welt viel routinierter unterwegs.“
Ein besonderes Herzensanliegen ist der Vorsitzenden die Weiterentwicklung von LOB. Das gemeinsam mit der Gewerkschaft Adexa erarbeitete Konzept für eine leistungsorientierte Bezahlung ist seit Anfang 2013 optionaler Bestandteil des Tarifvertrags im Kammerbezirk Nordrhein. „Die Gehälter sollen einen Pflicht- und einen Kürteil enthalten“, sagt Hoch. Gute Mitarbeiter sollten ihrer Arbeit entsprechend entlohnt werden, so der Leitgedanke. Engagiere man sich im Job mehr als andere Kollegen, sei es nur gerecht, auch mehr zu verdienen. „Gerade meinen jüngeren Mitarbeitern ist so eine Wertschätzung und Anerkennung wichtig“, hat Hoch in ihrer eigenen Apotheke erfahren.
Viel Hilfestellung bei der Ausarbeitung gab der Unternehmerverband NRW. „Ich bin keine Tariffachfrau und man kann die Erfahrungen aus anderen Branchen nutzen, aber ihre Tarife nicht einfach auf die Apotheken übertragen“, meint Hoch. Doch mehr als zwei Jahre nach der Einführung hätten noch lange nicht alle Apotheken im Kammerbezirk ein Gehaltssystem nach LOB eingeführt. Das liege an seiner Grundstruktur, räumt Hoch ein. „Das Konzept ist etwas zu kompliziert, gemeinsam mit Adexa wollen wir es völlig neu entwickeln. Da hilft es, wenn neben erfahrenen Kräften auch Jüngere mit eingebunden werden.“
In ihrem eigenen Betrieb hat Hoch schon vorgeführt, wie man die eigene Nachfolge regelt, bevor der richtige Zeitpunkt verpasst ist. „Die Apotheke war immer der Mittelpunkt meines Wirkens. Ich bin bereits im Rentenalter, aber noch im Vollbesitz meiner Kräfte“, erzählt sie. „Doch wenn sich die Gelegenheit ergibt, dass jemand die Arbeit in meinem Sinne fortsetzt, muss man sich überlegen, ob man die Gelegenheit nicht ergreift.“ Mit Hecht-Neuhaus fand sich die ideale Nachfolgerin.
Die Hände in den Schoß legen will Hoch freilich auch künftig nicht. Neben ihrem Engagement für die TGL kann sie sich eine Beratertätigkeit vorstellen. „Ich habe mich intensiv mit dem Thema Mitarbeiterführung beschäftigt. Dazu zählen für mich Fragen wie: Was macht eine gute Arbeit aus? Wann sind die Mitarbeiter zufrieden?“
Eine gute Bezahlung sei sicher wichtig, aber nicht das einzige Kriterium. „Die heutigen Zeiten sind wegen des Fachkräftemangels ohnehin schwierig. Da muss das Team rund laufen. Als Chef muss man achtsam sein, damit nichts schief läuft.“ Den Erfolg ihrer Apotheke habe sie nicht zuletzt auch ihren Mitarbeitern zu verdanken. „Ich hatte ein tolles Team, auf das ich unheimlich stolz bin. Wenn es sich ergibt, helfe ich gerne anderen Kollegen von meinen Erfahrungen zu profitieren.“
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