Die Apothekengewerkschaft Adexa möchte sich auf die nächsten Tarifverhandlungen vorbereiten. Dafür werden aktuelle Eckdaten über die Arbeitsbedingungen in den öffentlichen Apotheken benötigt. Die sollen die Mitarbeiter selbst liefern: In einer Online-Umfrage fragt die Adexa derzeit nach Gehalt, Arbeitsbedinungen und Überstunden.
Abgefragt werden etwa die Wochenarbeitszeit und die Bruttoarbeitszeit. Außerdem wird nach dem 13. Gehalt gefragt – wurde es ausgezahlt oder gekürzt? Und wenn ja, wurde dies wie vorgeschrieben vier Wochen vorher angekündigt? Um die Daten auswerten zu können, sollen die Teilnehmer Alter, Arbeitsort, Berufsgruppe und Berufsjahr angeben.
Auch Überstunden sind ein Thema: Die Adexa will wissen, ob regelmäßig Überstunden anfallen – und wie viele. Die Teilnehmer sollen angeben, wie die Überstunden ausgeglichen werden, durch Freizeit, Bezahlung oder gar nicht. Schließlich geht es um die allgemeine Zufriedenheit am Arbeitsplatz und eine Einschätzung der Entwicklung: Wurden in der Vergangenheit Stunden gekürzt und Stellen gestrichen oder neue Stellen geschaffen beziehungsweise Stunden erhöht?
2014 stellte die Adexa bei der Auswertung der Umfrageergebnisse fest, dass sich das Gehaltsgefüge seit 2012 in vielen Regionen deutlich verschlechtert hat. Der Anteil der übertariflich vergüteten Angestellten sei gesunken, der der untertariflich bezahlten hingegen gestiegen. Das meiste Gehalt wurde durchschnittlich in Nordrhein gezahlt – 108 Prozent des Tarifs –, das niedrigste mit 93 Prozent in Sachsen. Alle fünf östlichen Bundesländer und Berlin fanden sich auf den hinteren Rängen.
„Nach den letzten Tarifabschlüssen gab es Nachfragen von langjährigen Mitarbeitern, die bereits die oberste Tarifeingruppierung erreicht haben“, erklärt Adexa-Vize Tanja Kratt, die die Tarifkommission leitet: „Warum sind 15 Jahre – beziehungsweise acht Jahre in Nordrhein – schon das Ende der Fahnenstange, was die Berufsjahresgruppen betrifft? Wieso gibt es für unsere Berufserfahrung keine weitere Honorierung? Und andere, auch jüngere Angestellte fragen immer wieder: Warum macht sich unser kontinuierliches Fortbildungsengagement nicht tariflich bezahlt?“
In den vergangenen Jahren habe besonders der Berufsnachwuchs im Fokus der Tarifverhandlungen gestanden. „Das war und ist auch wichtig, um überhaupt junge Leute für eine pharmazeutische Ausbildung und die öffentliche Apotheke zu interessieren. Wenn allerdings die erfahrenen und hochqualifizierten Kräfte abwandern, weil sich für sie nichts mehr tut, ist das mit Blick auf den Fachkräftemangel und die wachsenden Aufgaben der Apotheken auch dramatisch“, so Kratt. Hier müsse man ansetzen – und das sehen laut Kratt zum Glück auch viele Arbeitgeber mittlerweile so.
Die Adexa interessiert in diesem Jahr auch, ob die Angestellten Fortbildungsveranstaltungen oder Teamschulungen besuchen und ob sie ein Fortbildungszertifikat oder eine Zusatzqualifikation haben oder anstreben. Auch nach absolvierten Weiterbildungen wird gefragt.
Die Umfragen führt die Adexa in der Regel alle zwei Jahre durch. Meist gibt es einen Themenschwerpunkt. „In diesem Jahr sind das die Fort- und Weiterbildungsaktivitäten der Angestellten“, ergänzt eine Adexa-Sprecherin.
Die Gewerkschaft wolle mit dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker (ADA) und der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) über eine tarifliche Honorierung von besonderen Qualifikationen, etwa Fach-Apotheker oder Fortbildungszertifikate, verhandeln.
Bei der Umfrage kann jeder mitmachen, egal ob Adexa-Mitglied oder nicht. Um wirklich aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, braucht die Gewerkschaft eine breite Datengrundlage. Daher hofft man, dass sich möglichst viele Apothekenmitarbeiter beteiligen. An der letzten Umfrage im Jahr 2014 nahmen rund 2000 Angestellte teil.
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