Tagesthemen: Apotheker gibt Einblick in Zyto-Margen Nadine Tröbitscher, 20.07.2023 09:28 Uhr
In den sozialen Medien wird seit gestern Abend heftig diskutiert. Grund ist der gestrige Beitrag in den Tagesthemen. Eine Recherche von NDR, WDR, dem ARD-Magazin Monitor und der Süddeutschen Zeitung hat gemeinsam mit Apotheker Robert Herold aus dem Vogtland aufgedeckt, wie hoch die Gewinnmargen bei Zytostatika für die Apotheken sind und wie diese zustande kommen. Dass Herold mit der Enthüllung vielen seiner Kolleg:innen vor den Kopf stoßen könnte, wisse er. Aber so wolle er bei „diesem Geschäft“ so nicht mehr mitmachen.
Rund 300 Apotheken stellen hierzulande Zytostatika her. Schwierig sei die Herstellung nicht, so Herold. Jede/r Apotheker:in und jede/r PTA könne nach erfolgter Unterweisung die Arzneimittel herstellen. „Herold spritzt ein Fertigpräparat in eine Kochsalzlösung. Das war’s“, heißt es im Beitrag. Dafür zahle die Kasse pauschal 100 Euro. Dann deckt Herold auf, wie viel Geld Apotheken mit Krebsinfusionen verdienen können. Dafür legt der Apotheker eine Liste vor. Das Beispiel: 1.200 Euro erstatten die Kassen für einen Wirkstoff. Laut Herold liege der Einkaufspreis bei 200 Euro. „Das heißt, Sie verdienen 1.000 Euro pro Packung dazu?“, fragt der Reporter. „Genau“, so Herold.
Zudem liegen dem Rechercheteam weitere Preislisten vor. Diese zeigen, dass Apotheken Krebsmedikamente zu viel günstigeren Preisen einkaufen als von den Kassen erstattet werden. „Jedes Jahr können die Krankenkassen bis zu 500 Millionen Euro zu viel bezahlt haben“, lautet das Fazit.
Apotheker Herold habe immer wieder den Kontakt zu einer Krankenkasse gesucht und über das Thema informiert. Seit etwa fünf Jahren gebe er die Information in kontinuierlichen Abständen weiter. Die Reaktion der Kasse sei gleich Null.
Das Rechercheteam legt die Preisliste beim Bundesverband der AOK vor. Die Liste zeige Potentiale, die Beitragszahlende deutlich entlasten, so Sabine Richard vom AOK-Bundesverband. Mehr noch: Es könnte der Druck von weiteren Beitragserhöhungen genommen werden. Der Verband der Zytostatika herstellenden Apotheker:innen spricht von Einzelfällen. „Solche Profite seien nicht über das gesamte Sortiment möglich.“
Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach sieht hingegen Handlungsbedarf. „Das ist etwas, das wir auf jeden Fall regulatorisch angehen müssen, aber auf die Schnelle gesagt, das ist natürlich kein haltbarer Zustand.“
Mehr zum Thema gibt es heute um 21:45 Uhr im ARD-Magazin Monitor.
Der Beitrag kann ab Minute 18:40 hier angesehen werden: