Mit einem „Tabletten-Taxi“ sollen Patienten im hessischen Kreis Groß-Gerau künftig im Notdienst mit Medikamenten versorgt werden. Nachdem vor einigen Jahren in Hessen der Notdienstplan für die Apotheken geändert wurde, beschweren sich die Bürger kleinerer Ortschaften über die schlechte Erreichbarkeit der Apotheken: Seitdem der Notdienst kreisweit geregelt ist, müssten die Bürger bis zu 15 Kilometer zur diensthabenden Apotheke zurücklegen, so eine Kommunalpolitikerin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Jetzt hat die CDU-Fraktion der Stadt Mörfelden-Walldorf südlich von Frankfurt einen Antrag eingebracht, um die Arzneimittelversorgung besser zu organisieren.
Die Idee ist einfach: Die Stadt stellt ein Fahrzeug, ehrenamtliche Helfer übernehmen den Taxi-Service. Sie sind während ihrer Schicht über ein Notfalltelefon zu erreichen und holen die angeforderten Medikamente für weniger mobilen Patienten am Wochenende oder nachts in der jeweiligen Notdienst-Apotheke ab. Noch in diesem Jahr soll das Tabletten-Taxi auf Tour gehen.
„Große Kosten entstehen dabei nicht. Wir könnten nachts zum Beispiel ein Bauhoffahrzeug der Stadt nutzen“, sagte Patrick Burghardt, der den Antrag eingebracht hat, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die rot-grüne Regierungskoalition muss zwar noch zustimmen, aber Burghardt ist zuversichtlich: Schließlich sei die Idee direkt von den Bürgern an ihn herangetragen worden, gibt Burghardt zu.
Die Einwohner von Mörfelden-Walldorf haben sich das Tabletten-Taxi wiederum vom nahe gelegenen Neu-Isenburg im Kreis Offenbach abgeschaut. Dort wird das Modell schon seit mehr als einem Jahr betrieben. Ein Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern ist in einem Verein zusammengeschlossen. Die Apotheker wurden aber offenbar nicht aktiv miteinbezogen. Mehrere Neu-Isenburger Apotheker sagten gegenüber APOTHEKE ADHOC, sie hätten noch nichts von dem Taxi gehört, fänden die Idee im Prinzip aber gut. „Wir könnten das zum Beispiel unterstützen, indem wir die Notdienstgebühr erlassen“, sagte ein Apotheker.
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