„Mein Leben funktioniert dank ICE“, sagt Anike Oleski, Apothekerin und Inhaberin der vier Medios-Apotheken in Berlin. Ihr Sohn ist zwei Jahre alt, Ende April bekommt sie ihr zweites Kind. Sie arbeitet in der Hauptstadt, ihr Mann in Hannover.
Als ihr Sohn fünf Wochen alt war, nahm sie ihn zum ersten Mal in die Apotheke mit. „Er saß frühzeitig in Runden zum Thema QMS“, erinnert sie sich lächelnd. Mann, Großmutter, Kita, Nanny – die Apothekerin hat viele Varianten ausprobiert. Sie pendelt zwischen Berlin und Hannover. „Unter der Woche arbeite ich in Berlin, am Wochenende genieße ich dann auch mal die Ruhe auf dem Land.“ Auch Labrador Leni gehört zur Familie. Die Herausforderung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, teilt sie mit vielen Kolleginnen. „Als angestellte Apothekerin ist es einer der idealen Berufe, wenn man eine Familie haben möchte. Ich hatte auch überlegt, Tiermedizin zu studieren, hörte aber schlussendlich auf den Rat meiner Mutter. Die hatte gesagt, dass es in der Apotheke sicherlich einfach sein würde, wenn ich Kinder haben will.“
„Viel Planung ist wichtig“, sagt sie. Und wenn mal etwas nicht perfekt klappt, sollte man sich nicht grämen. Nobody is perfect. „Ich habe mich sehr bewusst für die Selbstständigkeit und Kinder entschieden, da sollte man sich nicht ärgern, wenn mal etwas schief läuft.“
Ein Hauptthema für arbeitende Mütter ist der Kita-Platz. „Ich finde es schade, dass es oft so schwierig ist, einen Kita-Platz zu finden. Auch ich habe mich frühzeitig beworben, aber nach einem Jahr hatten wir immer noch keinen. Meine Mutter hat mich damals ganz viel unterstützt, mein Mann und meine Schwiegereltern sind eingesprungen und ich habe meinen Sohn zum Teil ins Büro mitgenommen. Man muss jeden Tag neu gucken.“
In ihrem Team seien die Arbeitszeiten der Mütter gut planbar. „Nur spätere Öffnungszeiten sind nicht so beliebt, viele Mütter wollen lieber vormittags arbeiten, wenn die Kinder untergebracht sind.“ Ein Nachteil der Apothekenberufe sei, dass es kaum Dinge gebe, die man von zu Hause erledigen kann. Home-Office falle deshalb weitgehend flach.
Den Frauentag kennt die gebürtige Niedersächsin erst, seit sie in Berlin lebt. „Für mich ist der Tag nicht so im Kopf und ich hätte es tatsächlich besser gefunden, wenn man einen anderen Tag als neuen Berliner Feiertag genommen hätte. Ich hätte zum Beispiel den 31. Oktober, den Reformationstag, vorgeschlagen.“ Da der Feiertag für viele Berliner relativ überraschend kam, haben Menschen mit langfristiger beruflicher Planung das Nachsehen: „Ich kenne in Berlin Arztpraxen, die geöffnet haben, weil sie Termine für den 8. März schon lange im Voraus vergeben haben. Sie arbeiten am Feiertag, weil sie ihre Patienten nicht enttäuschen wollen.“
Trotzdem findet Oleski den Internationalen Frauentag grundsätzlich gut: „Es stellt sich natürlich die Frage, wo man lebt. Wir leben in einem Land, in dem die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht mehr so groß sind. Aber es gibt Länder, in denen das anders ist. Ich würde sagen: Die Welt braucht den Frauentag.“ Sie ist mit ihrer Situation zufrieden: „Ich habe viel Glück gehabt, Familie und Beruf zu haben ist eine tolle Situation. Ich gehe jeden Tag gerne in die Apotheke.“
Obwohl in Deutschland vieles in Sachen Gleichberechtigung erreicht ist, sieht sie noch Nachbesserungsbedarf. „Wir sind noch nicht bei der totalen Gleichberechtigung angelangt, aber es stellt sich auch die Frage, ob wir Frauen alles dazu beitragen. Man muss auch den Männern die Möglichkeit geben, sich einzubringen, und es einfordern. Und man muss es den Männern zutrauen.“ Man dürfe nicht vergessen, dass Frauen zum Beispiel in den 50er-Jahren ihre Männer noch um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie arbeiten gehen wollten.
„Frauen können ihren Beitrag leisten, indem sie sich einbringen, mutiger sind. Man kann sich eine Scheibe von den Männern abschneiden, von ihnen lernen, denn sie sehen vieles pragmatischer. Und Frauen sollten ihren eigenen Weg gehen, sich nicht zu viele Gedanken darüber machen, wie andere vielleicht darüber denken.“ Zudem findet Oleski es sinnvoll, wenn Frauen sich gegenseitig unterstützen, Mentoringprogramme sind dabei aus ihrer Sicht ein guter Weg.
In den Berliner Medios-Apotheken gibt es eine kleine Besonderheit: Hier arbeiten 80 Prozent Frauen und immerhin 20 Prozent Männer. „Das ist für eine Apotheke eine hohe Männerquote“, sagt Oleski. „Der Beruf ist sehr frauengeprägt. Ich finde durchmischte Teams gut, weil beide Denkweisen verbunden werden. Ich habe einige Jahre eine OHG zu zweit geführt, das war eine schöne und ideale Kombination. Mein Geschäftspartner ist älter als ich, die Konstellation war gut.“ Im vergangenen Jahr zog sich Manfred Schneider, der Gründer und Inhaber der Apotheken, aus dem gemeinsamen Unternehmen zurück. Seit 1. Juni 2018 führt seine bisherige OHG-Partnerin den Verbund mit vier Apotheken, die mittlerweile Medios-Apotheken heißen, alleine. Schneider fokussiert sich auf die von ihm gegründete börsennotierte Aktiengesellschaft Medios.
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