Barrierefreiheit

Super-Rampe für 15.000 Euro

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Berlin -

Gute Nachricht für die 12.000 Geisenfelder: Im Herbst eröffnet die Marien-Apotheke wieder. Dann hat der idyllische Ort in Oberbayern endlich wieder zwei. Doch das Projekt hat seine Tücken: Vor Eröffnung muss noch eine 15.000-Euro-Bauhürde genommen werden.

Alle Geisenfelder kennen die Marien-Apotheke in der Augsburger Straße 5. Jahrzehntelang wurde sie erfolgreich von Apotheker Rigobert Frank, dem auch das Haus gehört, betrieben. Unter seinem Nachfolger wurde sie dann vor mehr als einem Jahr abrupt geschlossen. Genaue Gründe mag niemand detailliert nennen, weder der Hausbesitzer noch der Erste Bürgermeister. Im Handelsregister ist das Unternehmen als insolvent eingetragen. Eine traurige Geschichte für Geisenfeld.

Und auch der monatelange Leerstand hatte unerfreuliche Folgen: Aus einer Wiedereröffnung, bei der die alte Apotheke baulich 1:1 hätte übernommen werden können, wurde nun eine Neueröffnung und die unterliegt strengeren Auflagen. Doch jetzt geht es wieder aufwärts. Bürgermeister Christian Staudter (USB, Unabhängige Soziale Bürger) sagt: „Die Apotheke war über ein Jahr geschlossen, weil es Probleme mit dem Pächter gab. Dann stellte sich heraus, dass die Frist, in deren Rahmen es noch eine Wiedereröffnung gewesen wäre, um zwei Monate überschritten worden war. Somit ist es eine Neueröffnung.“

Und damit fingen die Probleme erst richtig an. Denn die Apotheke, an einer viel befahrenen Straße gelegen, verfügt über keine Rampe, sondern hat am Eingang zwei Treppenstufen, die jeweils 24 Zentimeter hoch sind. Unüberwindbar für Rollstuhlfahrer.

Auch die praktische Wheelramp, die in kniffligen Situationen für wenig Geld schon viele Apotheker in Deutschland „gerettet“ hat, kann in diesem Fall nicht zum Einsatz kommen, da der Gehweg mit 1,20 Metern für ihren Einsatz zu schmal ist. Die Apotheke liegt zudem an der viel befahrenen B300.

„Die Barrierefreiheit muss natürlich gewährleistet sein“, sagt Bürgermeister Staudter. Im Geisenfelder Bauausschuss liefen die Verhandlungen in den vergangenen Wochen auf Hochtouren. „Wir haben beraten, ob ein Durchbruch vom Garten her möglich wäre“, sagt Staudter, „dann hätten Rollstuhlfahrer von der Seite des Hauses her Zugang gehabt.“ Allerdings hätten sie dabei durch zwei Räume fahren müssen, die wiederum durch eine Stufe verbunden sind. Also wieder kein barrierefreier Zugang. Der Apotheker hätte den Kunden im ersten Raum nach der Garteneinfahrt beraten können, dies war allerdings auch nicht genehmigungsfähig: „Rollstuhlfahrer müssen in der Offizin beraten werden können“, so der Politiker.

Die Lösung sieht nun nach vielen Sitzungen so aus: Der Eigentümer lässt den Eingang der Apotheke um 50 Zentimeter nach innen versetzen. Danach wird eine rund fünf Meter lange Rampe, die parallel zur Hauswand verläuft, angebracht. Kostenpunkt für die Umbauarbeiten: 15.000 Euro. Die Kosten übernimmt der ehemalige Apotheker, der in dem Haus auch wohnt. Rigobert Frank sagt: „Die Situation war nicht so einfach, der Apotheker war von heute auf morgen weg und nicht erreichbar. Der Apotheke wurde die Zulassung entzogen, stand über ein Jahr lang leer und war dann somit keine Wieder-, sondern eine Neueröffnung.“

Die Apotheke besteht seit 1901 und hatte wechselnde Inhaber, Frank hat sie von 1987 bis 2010 geführt, danach ging der heute 72-Jährige in den Ruhestand. An der Lösung für das Zugangsproblem war er tatkräftig beteiligt: „Ich bin froh, dass der Pharmazierat nun sein Okay gegeben hat. Der Apothekeneingang wird nun ein wenig breiter. Die Rampe darf nicht mehr als sechs Prozent Steigung haben. Das ist nun gewährleistet. Ich bin froh, dass es mit der Apotheke weiter geht. Ein Ort von der Größe Geisenfelds braucht einfach zwei Apotheken.“ Nun gibt es nur noch eine Hürde zu überwinden: „Das Landratsamt muss noch die Fassadenänderung genehmigen.“

Der neue Apotheker steht schon in den Startlöchern: Mike Schosland aus der Regenbogen-Apotheke in Ingolstadt wird die Marien-Apotheke neu eröffnen. Auch er hofft auf eine rasche Genehmigung: „Wenn wir Glück haben, geschieht das bis Ende August, Anfang September.“ Von der leer stehenden Apotheke erfuhr er zufällig: „Die Eltern einer Angestellten von mir leben im Ort und sie hat mir davon erzählt.“

Groß umbauen will Schosland nicht: „Die Apotheke ist vom Bestand her relativ gut, es wird nur ein paar kleine Verschönerungen geben.“ Für seine Regenbogen-Apotheke ist es die erste Filiale. Auch sein Team hat er schon organisiert: „Wir schaffen vier bis fünf neue Arbeitsplätze, nicht alle in Vollzeit.“ Im Oktober soll Eröffnung sein. Dann hat Geisenfeld endlich wieder zwei Apotheken – und eine Superrampe.

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