Bei der Nachwuchssuche müssen sich vor allem Landapotheken ins Zeug legen. Die Lamm Apotheke in Lahr wirbt mit einem hohen Gehalt um PhiP und PTA-Praktikanten: Sie erhalten etwa ein Drittel über Tarif. Der 26-jährige Nachwuchsapotheker Max Hauer will den väterlichen Betrieb auch mit einem vielfältigen Lehrangebot im Wettbewerb um die besten Köpfe mit Apotheken aus Universitäts- und Schulstädten positionieren.
Die Lamm Apotheke wirbt bei PTA-Schulen im Umkreis und der Fachschaft Pharmazie Freiburg für die eigenen Praktikantenstellen. Geboten werde ein modernes Arbeitsumfeld mit Kommissionierer, Versandabteilung sowie Multichannel-Shoplösung, eine umfangreiche Rezeptur- und Labortätigkeit, Verblisterung und Medikationsmanagement, heißt es in den Anzeigen. PTA-Praktikanten erhalten 1000 Euro pro Monat, laut Tarif stehen ihnen für die sechsmonatige Ausbildungszeit in der Apotheke 708 Euro zu.
PhiP wird ein Ausbildungsgehalt von 1200 Euro statt tariflich 929 Euro geboten. „Mehr Geld ist immer gut“, sagt Hauer. „Selbst mit diesem Gehalt ist ein PhiP immer noch eine billige Arbeitskraft.“ Insbesondere für die Leistung, die man als Ausbildungsbetrieb aus einem interessierten und engagierten Praktikanten herausholen könne. PhiP und PTA-Praktikanten hätten die übertarifliche Bezahlung verdient.
Das Gehalt soll Nachwuchskräfte aus Süddeutschland dazu animieren, ihre Universitäts- oder Schulstadt zu verlassen. „Die großen Universitäten saugen Praktikanten ab“, so Hauer. „Wir wollen sie motivieren, sich wegzubewegen.“ Man überlege als Betrieb natürlich, wie man Nachwuchs „ködern“ könne. PhiP werde zudem kostenfrei ein Seminar für die Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen geboten. Die Kosten für den Crashkurs liegen je nach Themengebiet zwischen 165 und knapp 300 Euro. Auf diese Vergütung setze auch die Apothekengruppe Mache in Stuttgart; das Konzept habe er gemeinsam mit Leonie Mache entwickelt. Mit der Apothekerin studiert Hauer derzeit in Bayreuth Betriebswirtschaft.
Pharmazie hatte Hauer in Freiburg studiert und sich danach entschieden, sein Praktikum nicht in der väterlichen Apotheke zu absolvieren. Stattdessen zog es ihn damals mit 23 Jahren nach Köln zu Erik Tenberken in die Birken-Apotheke und nach Lübeck in die Klindwort-Apotheken. „Ich habe meine Praktikumsapotheken danach ausgesucht, wo ich am meisten Lernen kann.“ Seit zwei Jahren ist er wieder in der Lamm Apotheke und will dem Nachwuchs ebenfalls ein breites Angebot bieten.
Derzeit werde das Labor erweitert, sagt Hauer. „Ich sehe einen Trend, dass viele in einer Klinik oder einem Herstellbetrieb arbeiten wollen.“ Mit dem moderneren Labor will er die Vor-Ort-Apotheke als Arbeitsplatz attraktiver machen. Gemeinsam mit seinem Vater Hermann Hauer schob er zuletzt mehrere Neuerungen an. „Wenn man stehen bleibt, überholt einen die Zeit.“ Weil klar war, dass er die Apotheke übernehmen werde, war der Inhaber für Investitionen offen.
Hauer ist quasi in der Apotheke aufgewachsen. Seine Mutter ist ebenfalls Apothekerin und für das Labor verantwortlich. Probleme, mit seinen Eltern zusammenzuarbeiten, gab es nicht. „Es funktioniert reibungslos, wir ergänzen uns gut. Jeder bringt seine Sichtweise ein.“ Anfängliche Bedenken, etwa ob die Zusammenarbeit mit dem Vater und den langjährigen Angestellten funktioniere, seien unbegründet gewesen. „Manche im Team kennen mich aus dem Kinderwagen“, so Hauer. Doch es habe nie Probleme wegen fehlendem Respekt oder ähnlichem gegeben. „Mein Vater ist extrem offen und lässt sich auf Neues ein. Ich denke, die Mitarbeiter sind froh zu sehen, dass es eine gesicherte Nachfolge gibt.“
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