Sumatriptan wurde aus der Verschreibungspflicht entlassen, Ratiopharm und Hexal drängen als erste Hersteller in die Sichtwahl.
Als erste Hersteller bringen Ratiopharm und Hexal jetzt eine rezeptfreie Variante von Sumatriptan auf den Markt. Beide Präparate enthalten zwei Tabletten à 50 mg – der selektive Agonist des 5-Hydroxytryptamin-1-like Rezeptors (5-HT1-Rezeptor) ist nur in der Dosierung von 50 mg je abgeteilter oraler Form und in einer Gesamtmenge von 100 mg je Packung rezeptfrei. Zum Vergleich: Die Rx-Varianten zu 2, 3, 6 oder 12 Tabletten enthalten 50 oder 100 mg pro Tablette. Hier gibt es weitere Anbieter, das Original Imigran (GlaxoSmithKline) wurde 1993 zugelassen. Seit 1997 gibt es außerdem ein Nasenspray, seit 2013 auch eine Variante zur Injektion.
Ratiopharm ist mit einem Listenpreis von 8,09 Euro etwas preiswerter als Hexal mit 9,71. Almotriptan und Naratriptan liegen ebenfalls in diesem Bereich. Zugelassen sind beide Produkte zur akuten Behandlung von Migräneanfällen mit und ohne Aura. Die Erstdiagnose muss durch einen Arzt gestellt worden sein. Auch das ist in der Anlage 1 der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) festgehalten.
Laut Ratiopharm eignet sich Migräne bei moderater Ausprägung für die Selbstmedikation; der Konzern ist bereits mit Naratriptan am Markt vertreten. Eine gute individuelle Beratung durch das Apothekenteam ist laut Hersteller besonders gefragt. Zeigten sich die ersten eindeutigen Symptome, empfehle sich zunächst die Einnahme eines nichtsteroidalen Analgetikums (NSAR) wie ASS 1000 mg, Ibuprofen-Lysin 400 mg, Diclofenac 25 mg oder Paracetamol 1000 mg. Bei ungenügendem Ansprechen könne Patienten dann unter Berücksichtigung der Gegenanzeigen zu einem Triptan geraten werden. Grundsätzlich dürften Triptane nicht prophylaktisch eingenommen werden. Sie seien aber zu jedem Zeitpunkt des Migräneanfalls wirksam. Je früher sie eingenommen würden, desto besser ist ihre Wirksamkeit – allerdings noch nicht während der Auraphase.
Sumatriptan und Naratriptan unterscheiden sich laut Hersteller vor allem in ihrem Nebenwirkungsprofil, in der Schnelligkeit des Wirkeintritts, ihrer Wirkstärke sowie der Häufigkeit des sogenannten Wiederkehrkopfschmerzes, der innerhalb der folgenden 24 Stunden nach einer Migräneattacke auftreten kann. Sumatriptan sei das älteste therapeutisch genutzte Triptan und damit auch um das am besten in Studien untersuchte. Naratriptan gelte dagegen eher als schwach wirksam, werde dafür aber auch mit einem niedrigeren Risiko für Nebenwirkungen assoziiert.
Generell könnten Triptane mit NSAR kombiniert werden, aber nicht untereinander. Im Beratungsgespräch sollten laut Ratiopharm auch Wechselwirkungen thematisiert werden: So gelte es, gezielt nach der Einnahme anderer Medikamente, wie beispielsweise Monoaminooxidase-Hemmer gegen Depressionen zu fragen.
Bei den Wirkstoffen Naratriptan und Almotriptan entfällt die Altersgrenze von 18 bis 65 Jahren in der Ausnahme der Verschreibungspflicht. Das bedeutet, Apotheker und PTA müssen innerhalb der Selbstmedikation nicht nah dem Alter fragen. Naratriptan wurde bereits 2005 und Almotriptan 2007 partiell aus der Verschreibungspflicht entlassen – ebenfalls zur Akutbehandlung und nach erfolgter ärztlicher Erstdiagnose. Zudem gibt es vier weitere Triptane – Eletriptan, Frovatriptan, Rizatriptan und Zolmitriptan – die ausnahmslos rezeptpflichtig sind.
10 bis 18 Prozent der Deutschen leiden regelmäßig unter Migräne, Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer: So beträgt die Lebenszeitinzidenz bei Frauen 48 Prozent, bei Männern immerhin 18 Prozent. Am häufigsten tritt Migräne zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf.
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