Substitutionsausschluss

Linz: „Ich brauche diese Liste nicht“ Alexander Müller, 10.01.2014 14:00 Uhr

Verbot ohne Not: Niedersachsens Kammer-Präsidentin Magdalene Linz hält die Aut-idem-Liste für entbehrlich. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Keine Komplikationen, keine Retaxationen – von der Aut-idem-Liste versprechen sich die Apotheker mehr Sicherheit für sich und ihre Patienten. Weil die Apotheker aber auch einen Teil ihrer Freiheit opfern, ist Niedersachsens Kammerpräsidentin Magadalene Linz von der Substitutionsausschlussliste nicht vollkommen überzeugt.

Im Schiedsverfahren haben sich der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband (DAV) zunächst auf zwei Wirkstoffe – Ciclosporin und Phenytoin – geeinigt, die ab April nicht mehr substituiert werden dürfen. Einem DAV-Sprecher zufolge gilt das Verbot absolut: Pharmazeutische Bedenken können Apotheker bei Wirkstoffen der Liste nicht mehr geltend machen.

Linz kritisiert diese Einschränkung: „Ich persönlich halte die pharmazeutischen Bedenken für das schärfere Schwert“. Bei der Substitutionsliste müssten die Apotheker mit den Kassen über jeden Wirkstoff einzeln verhandeln. Die Sonder-PZN sei dagegen eine „geniale Lösung, weil wir damit unsere pharmazeutische Kompetenz beweisen können“, so Linz.

Fällt diese Option bei Arzneimitteln der Aut-idem-Liste weg, drohen aus Sicht der Kammerpräsidentin in der Praxis ungewollte Probleme: „Wenn der Arzt ein anderes Mittel verordnet, als der Patient zuvor bekommen hat, findet genau der Austausch statt, den die Liste eigentlich verhindern soll.“ Aus ihrer Sicht ist die Maßnahme entbehrlich: „Ich brauche diese Liste nicht“, so Linz.

Die ehemalige Präsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK) weiß aber auch, dass viele Kollegen mit der Verwendung der Sonder-PZN sehr zurückhaltend sind: „In diesen Fällen kann die Liste den Patienten mehr Sicherheit geben“, so Linz. Betroffene seien dann nicht auf die Courage des Apothekers angewiesen.

Die Verunsicherung einiger Apotheker nach dem Urteil des Bundessozialgerichts zu Null-Retaxationen kann Linz zum Teil verstehen. „Viele Kollegen befürchten, dass sie ihr Geld nicht bekommen“, so Linz. Ihr sei allerdings kein Fall bekannt, in denen eine Kasse wegen begründeter pharmazeutischer Bedenken die Rechnung gekürzt habe. „Wenn die Apotheker etwas mutiger wären, hätten wir diese Liste nicht“, so Linz.

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