Sterilrezepturen

Apotheker wehren sich gegen Nullretax

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Berlin -

Der Hessische Apothekerverband (HAV) nimmt den Nullretax-Kampf mit der AOK an. Die Kasse hatte Anfang der Woche Retaxationen an Apotheken verschickt, die ohne Selektivvertrag Krebspatienten mit Sterilrezepturen versorgt haben. Der HAV will alle Fälle sammeln und den Apothekern helfen: Schon in der kommenden Woche sollen vorbereitete Einsprüche rausgehen.

Für einige Apotheken geht es um sechsstellige Kürzungen und damit um die Existenz. Bislang hat die AOK aber nur für den Monat Dezember retaxiert – den ersten Monat nach Inkrafttreten der Zyto-Verträge. Für den Januar haben die betroffenen Apotheken also vermutlich mit Absetzungen in derselben Höhe zu rechnen.

Aus Sicht des HAV entbehrt das Vorgehen der Kasse „jedweder rechtlichen Grundlage“. Der Verband verweist auf die freie Apothekenwahl der Patienten. Zum Teil haben die Onkologen sogar eine schriftliche Bestätigung eingeholt, dass die Belieferung über die gewohnte Apotheke erfolgen soll.

„Dass die AOK Hessen in Anbetracht der Ausübung des Apothekenwahlrechts retaxiert und den Apotheken zum Teil erhebliche wirtschaftliche Schäden zufügt, die bis zur Existenzgefährdung reichen, halten wir für unverantwortlich“, heißt es beim HAV. Der Verband hat das Sozialministerium bereits über das Vorgehen der Kasse informiert.

Der Apothekerverband bietet allen betroffenen Apotheken Unterstützung an. Ein Einspruchsschreiben gegen die Retaxationen werde vorbereitet. Die Apotheker sollen sämtliche Retaxationen samt der Selbsterklärungen der Versicherten zur Wahl der Apotheken an die Geschäftsstelle schicken.

Um eine schnelle Klärung zu erreichen, will der Verband die Einsprüche schon in der kommenden Woche an die Kasse schicken. Die AOK hat dann drei Monate Zeit, auf die Einsprüche zu reagieren. Beim HAV hofft man, dass auch die Kasse ihre Frist nicht voll ausschöpft.

Sollte die AOK nicht einlenken, könnte der Verband noch vor Gericht ziehen und eine Umsetzung der Nullretaxationen durch eine einstweilige Verfügung zu verhindern versuchen.

Die Apotheken können nur hoffen, dass die Frage schnell geklärt wird. Denn sie sind in der Zwickmühle: Die AOK droht mit horrenden Retaxationen, auf der anderen Seite hat das Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde auf Nachfrage betont, dass die Apotheken die Rezepte beliefern müssen.

Bundesweit wird die Entwicklung mit großem Interesse verfolgt: Wenn sich Zyto-Ausschreibungen auch in Flächenländern durchsetzen, könnten Kassen in anderen Ländern nachziehen.

Bei der Rabattrunde in Hessen gab es nicht viele Gewinner: Der Herstellbetrieb Fresenius Kabi ist als Unterauftragnehmer bei den meisten Gebietslosen beteiligt.

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