Die AOK hat die ersten Zuschläge in ihrer überregionalen Zytostatika-Ausschreibung vergeben: In Hessen übernehmen ab August 13 Apotheken die Versorgung von Krebspatienten. Allerdings ist die Zusammenarbeit mit Onkologen nicht überall exklusiv: In vier Losgebieten hat sich keine einzige Apotheke bei der AOK beworben. Unter den Gewinnern in den anderen 19 Losgebieten finden sich einige bekannte Namen.
Die AOK hatte im März die Versorgung mit Sterilrezepturen in insgesamt fünf Bundesländern ausgeschrieben – Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein. Da die jeweils zuständigen AOKen die Vergabe selbst vornehmen, werden die Zuschläge nicht alle zur selben Zeit erteilt. Daher sind bislang nur die Gewinner in Hessen bekannt.
Die meisten Zuschläge hat die Post-Apotheke aus Kassel geholt, die alle drei Losgebiete im Stadtgebiet sowie Hofgeismar/Immenhausen gewonnen hat. Die Apothekerfamilie Parzefall führt in Hofgeismar noch die Hubertus-Apotheke. Beide gehören zur Kooperation Guten-Tag-Apotheken.
Die Alte Apotheke in Schlüchtern hat sich in ihrem lokalen Losgebiet sowie in Fulda durchgesetzt. Inhaber ist der ehemalige Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbands (HAV), Dr. Peter Homann. Dieser hatte nach 16 Jahren an der Spitze des Verbands nicht wieder zur Wahl gestellt. Seit Anfang 2015 führt Dr. Detlef Weidemann den HAV.
Für das Losgebiet um Darmstadt hat die dort ansässige Fliederberg-Apotheke den Zuschlag erhalten. Inhaber Rainer Schüler ist bei der AOK Hessen kein Unbekannter. Bei der vorherigen Ausschreibung der Kasse hatte er seine Patienten weiter mit Sterilrezepturen versorgt, obwohl er keinen Zuschlag gewonnen hatte. Gegen die Retaxationen zog er vor Gericht.
Das Bundessozialgericht (BSG) entschied in seinem Fall, dass die Patienten in der Zyto-Versorgung kein Recht auf freie Apothekenwahl haben und die Retaxationen damit berechtigt waren. Dieses Grundsatzurteil war der Startschuss für die aktuelle größere AOK-Ausschreibung sowie die gemeinsame Ausschreibung von DAK und GWQ.
Bei der AOK teilen sich in Frankfurt künftig drei Apotheken die Versorgung von Krebspatienten: Die Süd-Apotheke von Helmut Beckmann, die MediCentrum Apotheke von Thomas Ottes und die Centrum-Apotheke von Hanna Elisabeth Franz. Die im Norden und Süden an Frankfurt angrenzenden zwei Losgebiete gingen jeweils an die Apotheke am Markt in Kelkheim im Taunus von Brigitte Rose. Dazu zählen unter anderem die Städte Bad Nauheim, Bad Homburg, Königstein, Langen und Neu-Isenburg.
Die Lusanum-Apotheke in Ludwigshafen von Sabine Fuhrmann hat das Losgebiet Erbach/Michelstadt/Breuberg gewonnen, die Wiesbadener Aukamm-Apotheke von Martin Hofmann das Gebiet Mainz/Wiesbaden/Eltville am Rhein. In Heppenheim konnte sich die Stadt-Apotheke von Dr. Oliver Saur durchsetzen, in Rodgau/Hanau die Apotheke im Elisenpalais aus Aschaffenburg von Dr. Erich Henke. Diese hat in Bietergemeinschaft mit der Ahorn-Apotheke auch Offenbach am Main gewonnen. In Homberg und Alsfeld/Lautterbach konnte sich jeweils die City Apotheke aus Bad Hersfeld von Saskia Hildwein durchsetzen.
In vier Losgebieten haben die Apotheker die AOK sitzen lassen: Für Marburg, Gießen, Schwalmbach und Korbach/Bad Wildungen/Frankenberg ging jeweils kein einziges Angebot ein. Die Lose werden in der Ausschreibung aufgehoben.
Es wird erwartet, dass auch die an der Ausschreibung beteiligten AOK Rheinland/Hamburg und AOK Nordost zeitnah ihre Zuschläge bekannt geben werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte