Standort

Lage, Lage, Parkplatz

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Berlin -

Die freundlichste Beratung und der beste OTC-Preis helfen nicht, wenn vor der Tür die Parkplätze fehlen. Für Apotheker ist die Erreichbarkeit ein zentrales Kriterium des Erfolges. Ändern sich Standortbedingungen, etwa durch neu eingeführte Parkverbote, verlieren Apotheken Kunden. Im schlimmsten Fall können fehlende Stellflächen sogar den dringend gesuchten Nachfolger kosten.

Laut einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) schätzen 58 Prozent der Einzelhändler die Verbesserung der Erreichbarkeit als das wichtigste Kriterium für den Standort ein. 49 Prozent nannten Investitionen in den öffentlichen Raum. „Parkplätze befinden sich irgendwo dazwischen“, sagt Michael Reink, Bereichsleiter Standort- und Verkehrspolitik im HDE.

„Das Hauptverkehrsmittel der Kundschaft ist nach wie vor das Auto“, sagt Reink. Gerade auf dem Land, so Reink, führen Kunden aus Bequemlichkeit viel mit dem Auto, selbst kurze Wege. Dafür müssten Parkplätze zur Verfügung stehen. „Der Parkplatz, der direkt vor dem Haus wegfällt, ist meist mit Problemen behaftet.“

Befürchtungen von Apothekern zeigten, wie heiß umkämpft der Bereich sei, und jegliche Veränderung erst einmal ein Problem darstelle. Regelmäßig fielen in deutschen Städten Flächen weg, etwa im Zuge von Straßenverschönerungen: „Neue Bäume bedeuten, dass Parkplätze wegfallen“, so Reink. „Wichtig ist, dass im Vorfeld mit dem Händler gearbeitet wird. Häufig geht es um Kommunikation.“

Auch vorübregehende Störungen durch Bauarbeiten vor der Tür machen sich bemerkbar. „Für den Zeitraum ist der Umsatz woanders“, sagt Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands (HAV). Für Apotheken seien Parkplätze sogar noch wichtiger als für andere Einzelhändler: Insbesondere weil die Kunden meist älter und nicht so mobil seien, seien Stellflächen ein „Riesenthema“ und unabdingbar. „Es gilt Lage, Lage, Lage.“ Wichtiger als die Erreichbarkeit und Verkehrsanbindung seien nur Frequenz und Arztsituation. Kaufkraft und Bevölkerungsstruktur folgten erst weiter hinten.

Der gesetzliche Auftrag müsse erfüllt werden, werde dies erschwert, habe der Patient größere Hürden zu nehmen, sagt Seyfarth. „Auf der einen Seite reden wir von Barrierefreiheit, auf der anderen streichen wir das naheliegendste: den Parkplatz. Man sollte hier im Sinne der Patienten entscheiden.“ Laut Seyfarth zahlen einige Apotheken kleinere fünfstellige Beträge, um auf ihrem Grundstück Parkplätze auszuweisen.

Besonders Apotheken, die schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind, seien auf Parkplätze angewiesen, schätzt auch Dr. Sebastian Schwintek, Geschäftsführer des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL). „Wenn die Kunden gewohnt sind, direkt vor der Tür zu parken, kann es schon erheblich sein, wenn Parkplätze wegfallen“, bestätigt ein Sprecher des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg. Dabei könnten die Apotheken durchaus Kunden verlieren.

Auch bei einer Neugründung oder dem geplanten Verkauf einer Apotheke könne ein fehlender Parkplatz ein K.O.-Kriterium sein: In einem dem Verband bekannten Fall habe eine Landapotheke keinen Nachfolger gefunden, weil Parkplätze fehlten. Parkplätze gehörten zur Immobilie dazu, das Fehlen mindere den Wert der Lage, so der Interessent.

Laut einer Umfrage des Instituts für Management im Gesundheitsdienst unter mehreren tausend Apothekenkunden liegt der Standort von 17 abgefragten Bewertungskriterien bei der Priorität direkt hinter der erstplazierten Beratung durch den Apotheker und sein Team.

Mit 41 Prozent kommen laut Umfrage die meisten Kunden direkt von Ihrer Wohnung zur Apotheke. Vom Arzt kämen 35 Prozent, vom Einkaufen 11 Prozent und vom Arbeitsplatz 8 Prozent. Immerhin: 48 Prozent der Apothekenkunden wären laut Umfrage bereit, für einen Lieferservice ihrer Apotheke zu bezahlen.

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