Über Jahrzehnte gab es vor der Zeppelin-Apotheke im schwäbischen Biberach einen Zebrastreifen. Seit einem Monat ist er weg, obwohl Kunden ihn laut Inhaber Jochen Mettra gerne nutzten. Aber gesetzlich zulässig war der Überweg nicht.
Der Zebrastreifen wurde Anfang Mai entfernt. Stattdessen hat die Gemeinde vor der Apotheke auf beiden Seiten der Straße Ketten zur Absperrung angebracht. Diese soll Kunden daran hindern, die Fahrbahn weiterhin an gewohnter Stelle zu überqueren – immerhin ist es der kürzeste Weg zur Zeppelin-Apotheke. Sicher kommen sie nun 40 Meter entfernt von der Apotheke über die Straße; dort gibt es den nächsten Überweg.
Ob alle Passanten diesen Umweg auf sich nehmen, kann Mettra nicht einschätzen. Jugendliche beobachte er aus der Apotheke manchmal dabei, wie sie über die Kette steigen und trotzdem an der Stelle über die Straße laufen. Manche Apothekenkunden würden den Streifen vermissen; er sei eben praktisch gewesen.
Die Apothekenkunden waren mit der Entfernung des Zebrastreifens nicht einverstanden. „Einige meiner Kunden meinten: 'Die Stadt spinnt'“, berichtete Mettra im März. Tatsächlich sei es an dem Überweg keineswegs oft zu „brenzligen Situationen“ gekommen, wie Ordnungsamtsleiterin Brigitte Länge es dargestellt hatte.
Laut Länge verstößt der Streifen gegen Verordnungen: Er liegt in einer abknickenden Vorfahrtsstraße und ist daher schwer einzusehen. Zudem ist die Straße an der betreffenden Stelle zu breit. „Eigentlich hätte der Streifen nie angelegt werden dürfen“, fasst sie zusammen. Hätten sie und Oberbürgermeister Norbert Zeidler mit diesem Wissen am Überweg festgehalten, so wären sie persönlich bei eventuellen Unfallschäden haftbar gewesen.
Länge hat andere Optionen geprüft. Doch weder eine Ampel, eine Querungshilfe in der Mitte der Straße noch ein Kreisverkehr kamen als Lösung infrage. „Damit die Stelle besser einzusehen wäre, müsste die Apotheke abgerissen werden“, sagte sie. Aber das wolle niemand.
Entscheidungen von Stadtplanern stoßen immer wieder auf Unverständnis. In Dinslaken will die Stadt den Bahnhofsvorplatz umgestalten. Das ist durchaus im Sinne von Apothekerin Petra Schnatz. Doch dafür sollen die Parkplätze vor ihrer Bahnhof-Apotheke und der Kinderarztpraxis über der Apotheke weichen. Die Fraktionen der Linken, der UBV, der FDP und der AWG haben Ende Mai einen gemeinsamen Antrag gestellt, die Umgestaltungsmaßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren.
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