Staatsanwalt ermittelt wegen Schutzmasken Alexander Müller, 03.11.2009 15:01 Uhr
Das Geschäft mit Atemschutzmasken der Firma DIZ Deutsches Informatik Zentrum GmbH zieht weitere Kreise als bislang angenommen: Rund 60.000 Masken sollen zwischenzeitlich im Umlauf gewesen sein. Gegen die Verantwortlichen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Das Kölner Unternehmen weist alle Vorwürfe zurück und fühlt sich selbst als Opfer.
Die Masche der vermeintlichen Betrüger war simpel: Mitarbeiter des Unternehmens wiesen Apotheken telefonisch auf vermeintliche Lieferengpässe bei den Atemschutzmasken hin und drängten zu schnellen Bestellungen. Kurz darauf gaben Unbekannte per Handy größere Bestellungen auf - die Ware wurde allerdings nach Angaben der Apotheken nie abgeholt. Wegen der ersten Anrufe hat die Wettbewerbszentrale eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Köln gegen DIZ erwirkt.
Das Unternehmen fühlt sich dagegen selbst als Geschädigter: „Unser Haus stand zu keinem Zeitpunkt in Verbindung mit Großbestellungen bei Apotheken“, antwortete M. Kill schriftlich im Auftrag von DIZ. Ob es sich dabei um Geschäftsführer Ralf Kill handelt, war auf Nachfrage nicht zu erfahren.
Alle Apotheken mit diesbezüglichen Beanstandungen hätten ihr Geld zurückerhalten und die Ware zurückgegeben, so Kill gegenüber APOTHEKE ADHOC. „Wir stellen fest, dass der größte Schaden bei uns zu finden ist und wir bis dato versucht haben allen Kunden gerecht zu werden.“ schreibt Kill. Der „Dank der Apotheken“ habe sogar dazu geführt, dass weitere Masken bestellt worden seien.
Doch es gibt neue Vorwürfe gegen den Zwischenhändler: Offenbar wurden Masken der Marke Nitras gehandelt - und von DIZ verfälscht: Vor der Auslieferung an Apotheken wurden die Masken neu verpackt und unter eigenem Namen verkauft. Hierzu wurden die Masken mit einem Aufkleber des vermeintlichen Anbieters versehen, was ihre Funktionsfähigkeit laut Originalhersteller einschränken könnte. Der Hersteller rät Apotheken deshalb, die Masken nicht an Kunden abzugeben.
DIZ hatte die FFP3- und FFP2-Atemschutzmasken von Nitras bei einer Medizintechnikfirma in Westfalen bestellt. Das mittelständische Unternehmen wartet nach eigenen Angaben noch immer auf sein Geld für rund 35.000 Masken. DIZ habe immer wieder große Mengen bestellt, nach den ersten Lieferungen aber keine Zahlungen mehr geleistet, berichtete ein Mitarbeiter gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Firma hat Anzeige erstattet.
Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln wegen Betruges gegen die mittlerweile ausgeschiedene Geschäftsführerin. Gegen ihren ehemaligen Assistenten laufen gleich mehrere Verfahren. Bei einer ganzen Reihe zweifelhafter Online-Angebote und dubioser Tombolas führen die Spuren zu dem Kölner Unternehmen.
Zum Vorwurf der Produktfälschung erklärte Kill: „Die Masken wurde von uns in ihrer Funktion als Schutzmaske nicht verändert.“ Bei der Auseinzelung der 5er und 10er Packungen in Apotheken hätte es Kill zufolge jedoch zu einer Keimschädigung kommen können. Deshalb habe man jede Maske „sehr aufwendig und unter Einhaltung gängiger hygienischer Vorschriften einzeln und luftdicht verschweißt“ und mit dem eigenen Firmennamen gekennzeichnet.
Der Umstand sei „insgesamt sehr unangenehm, jedoch weitestgehend entschärft“, so Kill. Es gebe jedoch keine Ermittlungen gegen DIZ-Mitarbeiter, jedenfalls seien diese dem Unternehmen nicht bekannt.