Apotheker kritisiert unzuverlässige Touren

Spediteur insolvent: Noweda schickt Taxifahrer

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Berlin -

Apotheken in Nordrhein-Westfalen klagen über unzuverlässige Touren bei Noweda. Besonders die Nachmittags- und Samstagslieferungen kämen nicht mehr termingerecht, kritisiert Dennis Saul. Offenbar gibt es bei der Genossenschaft ein Personalproblem. Denn seit Kurzem würden auch Taxifahrer eingesetzt. Dadurch kämen die Arbeitsabläufe durcheinander. Die Essener Genossenschaft weist auf die Insolvenz eines Partnerunternehmens hin und verspricht baldige Besserung.

Es ist Samstagmittag, 12.30 Uhr. Normalerweise habe die Noweda um diese Zeit geliefert, sagt Saul. Doch das ist jetzt anders. Der Inhaber der Oranien-Apotheke in Oberhausen mag kurz vor Dienstschluss nicht mehr auf den Großhändler warten. Um 13 Uhr schließt er seine 2020 übernommene Apotheke. „Ich will nicht eine Stunde warten“, sagt er. „Wir bestellen deshalb schon bei anderen.“ Auch seinen Angestellten mutet er nicht zu, den Feierabend wegen des Lieferanten zu verschieben.

Verzögerungen behindern Botendienst

Unter der Woche gebe es ebenfalls Verzögerungen, so Saul. Besonders bei der Nachmittagstour, die eigentlich um 13 Uhr eintreffen solle, seien diese „erheblich“. „Wir warten eine Stunde und mehr. Jetzt werden sogar Taxifahrer geschickt, die finden aber den Eingang nicht, kommen vorne rein und können nicht scannen.“ Dadurch wisse man nicht, wo die Tour sei und welche Arzneimittel fehlten. Der apothekeneigene Bote verlasse den Betrieb in der Regel gegen 16 Uhr. Wegen der Verspätung der Noweda sei aber keine Zeit mehr, noch einmal zu bestellen und den Botendienst doch noch bestücken zu können.

Spediteur insolvent

Noweda verweist auf die Insolvenz eines Spediteurs. „Da diese Entwicklung nicht absehbar war, sind wir im Augenblick gezwungen, Übergangslösungen zu schaffen. Hinzu kommt eine sehr angespannte Verkehrssituation im Ruhrgebiet, insbesondere aufgrund der Sperrung auf der A42“, sagt ein Sprecher. Die Zahlungsunfähigkeit des ehemaligen Partners zieht große Kreise: Apotheken in Essen, Schwerte, Herford oder Mülheim an der Ruhr klagen über Verzögerungen.

„Einige Kundinnen und Kunden der Niederlassung Essen sind derzeit von Verspätungen betroffen. Wir arbeiten unter Hochdruck daran, die Situation zu verbessern, und sind zuversichtlich, dass die Verspätungen Anfang März weitgehend behoben sein werden.“ Das Unternehmen entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten und bittet um Geduld: Anfang März sollte wieder auf „reguläre und verlässliche Prozesse“ zugegriffen werden können. „Zusätzliche Entspannung der Situation erfolgt voraussichtlich Anfang April, da dann die Autobahnsperrung wieder aufgehoben werden soll.“

Der Kundendienst habe Saul gegenüber darüber hinaus den eigenen Personalmangel beklagt. „Es gab immer wieder Probleme“, sagt der Apotheker. „Erst hieß es, ein Außenlager wird kommen, dann ist alles besser. Als dies da war, hieß es, die Lieferung zwischen Lager und Außenlager funktioniert nicht und zuletzt, dass sogar die Außendienst-Mitarbeiter im Lager mit anpacken müssten.“ Auch ihn habe man auf März vertröstet, dann soll alles besser werden. Die Außendienst-Angestellten der Noweda seien sehr engagiert. „Dafür, dass das Unternehmen an der falschen Stelle spart, können sie nichts, bekommen aber den ganzen Ärger ab. Genau wie wir von unseren Kunden.“

Touren-Kürzung im Gespräch

Als der Außendienst ihm zuletzt vortrug, eine seiner Touren streichen zu wollen, argumentierte er mit den Verzögerungen. „Die 11-Uhr-Tour ist für mich jetzt in dieser Situation ein guter Rettungsanker.“ Seitdem habe er nie mehr etwas von der Kürzung gehört. Der Apotheker findet auch lobende Worte für seinen Hauptlieferanten: „Die Morgentour funktioniert super, sie kommt pünktlich mit demselben Fahrer.“ Das sollte aber eigentlich normal sein.

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