„Wir müssen mit anderen Waffen kämpfen“

Sparen für den Lobbyisten: Apotheker sammeln bei PayPal

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Berlin -

Die AvP-Insolvenz hat den Apothekern – auch vielen nicht betroffenen Kollegen – das Gefühl gegeben, dass etwas grundlegend schiefläuft. Sie wollen sich neu organisieren und ihre Interessen mit mehr Nachdruck an Politik und Öffentlichkeit tragen. Apothekerin Beatrice Guttenberger hat zu einer Spendenaktion aufgerufen. In den ersten vier Tagen sind schon mehr als 11.000 Euro zusammengekommen.

Guttenberger, Inhaberin der Rats-Apotheke in Ochsenfurt, ist begeistert: Etwa 120 Kollegen haben schon Geld gespendet, der Betreff des Paypal-Kontos lautet: „Zusammen für die öffentliche Apotheke.“ Damit ist für die junge Apothekerin die Schwelle überschritten, um weiterzumachen. „Mir war wichtig zu sehen, dass überhaupt Interesse da ist.“ Und mittlerweile melden sich nach ihren Angaben nicht nur von der AvP-Insolvenz betroffene Apotheker, sondern auch viele andere Kollegen, sogar angestellte Approbierte und PTA. Mitstreiterin Sybille Koch schwärmt: „Die Kollegen und Mitarbeiter haben einfach so gespendet. Ohne Spendenquittung, ohne Nachfrage, ohne Sicherheit. Da ist toll. Das ist Wahnsinn!“

Aktuell steht der Paypal-Kontostand bei 11.180 Euro. Doch was soll mit dem Geld passieren? „Wir werden ausschließlich in Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit investieren“, so Guttenberger. Zunächst müssen noch ein paar rechtliche Fragen geklärt werden. Morgen Vormittag bespricht sie sich mit ihrer Steuerberaterin über die Organisationsform: Soll ein Verein gegründet werden, eine Genossenschaft oder doch lieber eine GmbH? Auch ein Name muss noch gefunden werden.

Aktuell kümmert sich vor allem Guttenberger um das Projekt. Ziel ist es aber, möglichst schnell einen Profi für die Öffentlichkeitsarbeit zu engagieren: „Wir haben sehr darüber gelacht, dass wir am liebsten Max Müller hätten“, gesteht Guttenberger. Der ehemalige DocMorris-Vorstand ist heute bei Bayer beschäftigt. Historisch betrachtet vielleicht nicht der erste Verfechter der Apotheke vor Ort, aber zumindest gut vernetzt und sehr erfahren. Dass eine tatsächliche Zusammenarbeit mit der neu formierten Apothekertruppe im Bereich des Wunschdenkens ist, wissen diese selbst.

Sehr real ist dagegen die Unterstützung von Flyeralarm. Persönliche Beziehungen bestehen zum Chef der Online-Druckerei. Er hat Hilfe zugesagt und will die Homepage für das Projekt kostenlos einrichten.

Als Konkurrenz zur Abda sieht sich Guttenberger nicht. Sie stellt aber fest: „Was die Kammern und Verbände machen an Öffentlichkeitsarbeit, hat nicht funktioniert. Wir müssen mit anderen Waffen kämpfen.“ Seit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Amt sei, hätten die Apotheker nur verloren. „Ich habe wahnsinnig Angst, dass das E-Rezept zwei Drittel von uns wegreist“, so Guttenberger.

Auch wenn die Gruppe bewusst nicht als Verband auftreten will, wird eine Herausforderung mit jedem weiteren Unterstützer größer: Wie sollen unterschiedliche Interessen zusammengeführt und Entscheidungen getroffen werden? Guttenberger hat eine basisdemokratische Vision: Auf der noch zu erstellenden Homepage werde es eine Abstimmfunktion geben, mit der sich eine Mehrheitsbildung schnell und unkompliziert bewerkstelligen lassen soll.

Der Zweck der Gruppe ist in der Paypal-Beschreibung so definiert: „Wir sammeln Geld, um den berechtigten und seit Jahren vernachlässigten Forderungen und Kritikpunkten ALLER in der öffentlichen Apotheke Beschäftigten eine Stimme zu geben. Unser Ziel ist es, anstelle der larmoyanten und phlegmatischen Außendarstellung unserer Verbände und Kammern endlich die Interessen von Inhabern und Angestellten gemeinsam nachhaltig und entschlossen gegenüber Politik, Öffentlichkeit und Krankenkassen zu vertreten. Jeder Beitrag ist willkommen und wird gebraucht!“

 

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