Viel zu lange hätten sich die Apotheker mit ihm nicht über zusätzliche Dienstleistungen unterhalten, moniert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kritisiert. Dabei sei das die Zukunft und viel wichtiger als ein Rx-Versandverbot. Im zweiten Teil des Interviews aus der Reihe „FragSpahn“ bringt Apotheker Dr. Philipp Kircher auch die Zukunftssorgen des Nachwuchses ins Gespräch.
Neulich habe er einen Vortrag an einer Schule gehalten, berichtet Apotheker Kircher. Eine Schülerin habe ihn anschließend gefragt, wie es denn nun aussieht mit ökonomischer Stabilität, den rechtlichen Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Und das habe ihn in die Bredouille gebracht. Was denn Spahn geantwortet hätte?
Ja, die Zahl der Apotheken sinke, räumt Spahn ein, wenn auch nicht allzu rasant. Gleichzeitig steige aber die Zahl der Beschäftigten in Apotheken. Und auch den Apothekern muss den Minister zufolge klar sein, dass sich ihr Geschäftsfeld in den kommenden Jahren ändern wird, mit E-Rezept und Drohnen und selbstfahrenden Autos. „Das Berufsbild des Apothekers wie von vielen anderen im Gesundheitswesen, wird sich in den nächsten 10, 15 Jahren wenn nicht in den nächsten fünf schon noch mal sehr verändern“, so Spahn. Und gerade von den jüngeren Apothekern würde er sich wünschen, dass sie das gemeinsam mit der Politik gestalten.
Kircher spricht das Thema Polymedikation an. Jeder vierte Patient nehme mehr als fünf Arzneimittel ein, aber nur die Zweite sei therapietreu. „Ich finde es essenziell wichtig, dass wir den Patienten in der Apotheke wirklich gut beraten und betreuen“, so Kircher. Und er fragt sich, warum eine so wichtige Dienstleistung nicht honoriert werde.
Spahn verteidigt sich: Er schlage seit zehn Jahren vor, nicht nur die Abgabe der Packungen zu honorieren, sondern auch Dienstleitungen. Das müsse man definieren. Natürlich sei Polymedikation ein konkreter Punkt, es gebe schon den Medikationsplan, wenn auch leider nicht digital. „Das ist eine Dienstleistung, bei der ich mir vorstellen kann, dass die nochmal klarer definiert wird, aber dann eben auch honoriert wird. Denn sie helfe den Patienten und sparten.“ Kircher als Apotheker habe viel Wissen „und das wird durch die 6 Euro noch was nicht wirklich abgebildet“.
Das Thema der zweiten Runde lautet: „Digitalisierung in der Apotheke. Was hat der Patient davon?“ Kircher spricht Spahn auch auf die digitale Patientenakte an. Für Apotheker wäre es in der Beratung sehr hilfreich, darauf Zugriff zu haben – das Einverständnis des Kunden vorausgesetzt. Spahn hat keine Einwände, kann sich solche Angebote sogar für die Prävention vorstellen. Denn Apotheken seien gerade im ländlichen Raum eine Erstanlaufstelle.
Er würde gern mit den Apothekern über solche Sachen reden, beteuert Spahn. Allerdings hätten die Apotheker in den vergangenen drei bis fünf Jahren aber immer nur ein einziges Thema gehabt. Und alle anderen Themen hätten nicht so eine große Rolle spielt, dabei seien die wichtiger für die Zukunft des Berufs als dieses ein – unausgesprochen gemeint ist das Rx-Versandverbot.
Spahn ist überzeugt, dass die Kombination aus E-Rezept, Botendienst und Online-Pharmazieangeboten für die Apotheken große Chancen beinhaltet, da sie die Kunden schon kennen. „Wenn ich weiß, dass Medikament mit der Beratung kommt zu mir nach Hause, da kann kein Versandhändler der Welt mithalten. Da kann man ganz andere Angebote entwickeln, wenn man denn will.“
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