Kommentar

Sorgen bei Versorgungswerken

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Berlin -

Die Rente ist sicher – diese Aussage ist für die gesetzliche Rentenversicherung genauso relativ wie für die berufsständischen Versorgungseinrichtungen. Dass es in der aktuellen Zinsumbruchphase zu Ausfällen und Abschreibungen kommt, ist nicht überraschend und sollte bei guter Risikostreuung abzufedern sein. Was die Versorgungswerke allerdings dringend brauchen, ist mehr Transparenz. Ein Kommentar von Patrick Hollstein.

Dass es seit zwei Jahren auch bei den Apothekerversorgungen zu diversen Abschreibungen im zweistelligen Millionenbereich kommt, kann im Grunde nicht überraschen. Erst haben zehn Jahre Niedrigzinsphase es notwendig gemacht, höher verzinste und damit auch risikoreichere Investements einzugehen. Und nun sorgen ausgerechnet die hohen Zinsen für höhere Refinanzierungskosten bei verschiedenen Projekten oder zwingen den einen oder anderen Geldnehmer gleich ganz in die Knie.

Schwankungen bei den Beteiligungswerten gehören bei jeder Finanzanlage zum Risiko, das gilt im Kleinen genauso wie im Großen. Aus diesem Grund streuen die Versorgungswerke nicht nur ihre Investments möglichst breit, sondern halten auch Rücklagen vorrätig, die in guten Zeiten befüllt und in schlechten Zeiten angezapft werden. Und es ist auch nicht so, dass bei den Rententöpfen der Frei- und Heilberufler irgendwelche unerfahrene Kolleginnen und Kollegen am Ruder sitzen, die eine Amtszeit lang einfach mal so richtig zocken wollen. Denn nicht zuletzt schaut die Bafin den Verantwortlichen kontinuierlich auf die Finger.

Während das Versorgungswerk in Schleswig-Holstein gerade die Quittung dafür bekommt, dass es Finanzierungen ohne Sicherheiten ausgegeben hat („Mezzanine“), stellt sich die Sache bei anderen Einrichtungen (noch) anders dar: Solange Verluste aus Beteiligungen nicht realisiert werden, besteht die Hoffnung auf Werterholung.

Allerdings – und das kennt man von einigen Aktieninvestments – kann man mit angelegtem Kapital, das man vorerst nicht auslösen kann oder will, auch nicht neu investieren, um Chancen zu nutzen oder Verluste auszugleichen. Während die gesetzliche Rentenversicherung also darauf angewiesen ist, stets genügend Einzahlungen zu generieren – und dabei zunehmend brachial vorgeht – müssen die Versorgungswerke den Rechnungszins aus dem Anlagevermögen erwirtschaften. Jede Krise am Finanzmarkt birgt daher das Risiko, früher oder später auf die Rententöpfe der Mitglieder durchzuschlagen.

„Eine Million Rentner und Rentnerinnen fallen Wirtschaftsflaute zum Opfer“, titelte kürzlich die Frankfurter Rundschau in einem Beitrag über die Versorgungswerke. Auch wenn im Beitrag davon nichts mehr zu finden war, sondern stattdessen eingeräumt wurde, dass die Renten nach wie vor besser sind als die gesetzlichen: Solche Überschriften kann keiner brauchen – weder die Mitglieder, noch die Versorgungswerke, deren reine Existenz ohnehin seit Jahren Begehrlichkeiten weckt.

Was aber völlig fehl am Platz ist, ist die Intransparenz, mit der einige Verantwortliche meinen vorgehen zu dürfen. Wer seine eigenen Mitglieder mit oberflächlichen Infoblättchen abspeisen und ihnen das komplette Zahlenwerk vorenthalten will, der muss sich über Verunsicherung und Panik in den eigenen Reihen und permanente Angriffe von außen nicht wundern. Zuletzt sah sich die Europäische Zentralbank (EZB) sogar genötigt, Versorgungswerke vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu verklagen, weil die sich weigerten, die gesetzlich vorgeschrieben statistische Daten zu liefern.

Versorgungswerke sind trotz Versicherungsmathematik und Finanzarithmetik keine Raketenwissenschaft, von der der simple Beitragszahler lieber verschont bleiben soll. Wer mit der Altersvorsorge seiner Mitglieder hantiert oder vielleicht gelegentlich auch spekuliert, der sollte dafür erhobenen Hauptes gerade stehen und Fragen beantworten. Denn es sind immer noch die Gelder der Anderen.

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