Bestandsmanagement

Bauchgefühl war gestern

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Berlin -

Ohne EDV läuft nichts in der Apotheke – auch was die Lagerhaltung angeht. Verfallware und Ladenhüter zu erkennen, ist seit Jahren Standard. Mittlerweile bieten die großen Softwarehäuser komplexe Programme an, um etwa die Bestände zu optimieren und den Ertrag zu steigern. Die Pharmazeuten erhalten individuelle Vorschläge, wo sie den Rotstift ansetzen können. Dazu müssen sie ihre Daten an die EDV-Anbieter übermitteln.

Das Angebot der Softwarehäuser ist unterschiedlich: Awinta etwa bietet seit Mitte 2011 eine Software an, um das Warenlager zu optimieren. Das Programm „Best-Rx“ erkennt die Kostenträger, deren aktuelle Rabattverträge und die Aut-idem-Ausschlüsse. Das System verkleinert auf Basis der Daten das Warenlager, da es auf möglichst wenige Artikel pro Wirkstoff ausgelegt ist. Dem Pharmazeuten werden Produkte gezeigt, die ausgelistet werden sollen. Die von den Apotheken gelieferten Daten würden nur für das Zusatzmodul verarbeitet, sagt ein Sprecher. Die Einkaufsoptimierung ist für alle Warenwirtschaftssysteme von Awinta erhältlich.

ADG bietet Apotheken seit vier Jahren den „ADGCoach“ an. Der Service ist in drei verschiedenen Stufen – Basic, Comfort und Professional – erhältlich. Apotheker können im Internet auf die Plattform zugreifen und dort verschiedene Services abrufen. Ab Januar sollen neue Angebote dazu kommen.

Apothekerin Dr. Ruth Britz-Kirstgen ist eine Nutzerin der ersten Stunde: „Die Marktauswertung ist eine praxisnahe und zufriedenstellende Hilfe“, sagt die Inhaberin der Rathaus-Apotheke im nordrhein-westfälischen Blankenheim. Die Warenwirtschaft könne dadurch etwa in den Bereichen Nachlieferungen, „Nesterbildung“, Lagerumschlagshäufigkeit oder Rohertrag optimiert werden. Außerdem liefere das System anhand von Listen konkrete Verbesserungsvorschläge. Das individuelle Paket koste inklusive persönlicher Telefonberatung 79 Euro im Monat, sagt sie.

Das Softwarehaus Lauer-Fischer hat im Oktober ein neues Programm zur Preisoptimierung vorgestellt. In dem Dienstleistungspaket CGM Metis ist ein Modul enthalten, bei dem Inhaber ihre Preisstrategie per Webschnittstelle auch von zu Hause aus steuern können. So können die Nutzer im Internetbrowser eingeben, wie sie sich in einem bestimmten Segment positionieren wollen und wie aggressiv das Wettbewerbsumfeld ist. Die Daten werden an die Beraterfirma Baufeldt & Partner übermittelt; nach wenigen Sekunden bekommt der Apotheker Preisvorschläge für die einzelnen Produkte der jeweiligen Kategorie. Dabei werden sogenannte Ankerpräparate preiswerter, andere Produkte teurer. Außerdem rechnet das System aus, wie viel Mehrumsatz generiert werden muss, um die niedrigere Spanne auszugleichen.

Bei Metis können Pharmazeuten außerdem detaillierte Auswertungen zu ihren Abverkäufen und Aktionen erhalten. Das System läuft seit April. 650 Apotheken unterschiedlicher Warenwirtschaftssysteme machen mit. Zum Basispaket können derzeit drei eigene Module – Rx-Optimierung sowie Mitarbeiter- und Marketingsteuerung – dazu gekauft werden. Die Module kosten zwischen rund 11 und 23 Euro.

Auf der Startseite des sogenannten Management-Cockpits gibt es einen Überblick über die Entwicklung der Apotheke beziehungsweise der Kooperation im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Anhand von Grafiken werden Kennzahlen aus den Bereichen Verkauf und Lager gezeigt. Bereiche mit Handlungsbedarf werden farbig hervorgehoben.

Pharmatechnik bietet verschiedene Auswertungen an. Das Starnberger Softwarehaus stellt Kunden im Gegenzug für Verkaufsdaten einen OTC-Report sowie den Service „Rx aktuell“ zur Verfügung. Dabei werden Informationen etwa zu Änderungen bei Rabattverträgen und die Auswirkung auf das eigene Lager angegeben. Wollen Pharmazeuten keine Daten liefern, kann das Angebot für 29 Euro monatlich abonniert werden. Die Verkaufszahlen werden seit zwei Jahren für einen Marktvergleich genutzt. Aktuell beteiligen sich rund 2000 Apotheken.

Seit mehr als zehn Jahren gibt es von dem bayerischen EDV-Anbieter den Managementreport (MMR). Dabei handelt es sich um eine geschlossene Bewertungsmethode, die aufzeigt, wo sich die Apotheke bezüglich Lager, Warenverfügbarkeit oder Retouren im Vergleich einordnen kann. Der Report enthält Daten von rund 1300 Apotheken. Die Analyseauswertung kostet monatlich ab rund 50 Euro – je nach genutztem Modul.

Auch Großhändler bieten Programme zur Lageroptimierung an: Gehe hat Wawi-Top Anfang des Jahres in Wawi-Extra umbenannt. Das neue Modul integriert in die Berechnungen etwa auch Rabattverträge und Reimporte. Wawi-Top wurde 2009 eingeführt. Dadurch sollen Lieferfähigkeit verbessert und Kosten gesenkt werden. Der Frankfurter Großhändler Alliance Healthcare hat die Lager-Software Optil im Markt.

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