Social Media

Apotheker werden Youtube-Stars

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Berlin -

In deutschen Apotheken sind soziale Medien oft noch ein Fremdwort. Schon mit einem eigenen Facebook-Auftritt tun sich viele Kollegen schwer. Ganz anders in Spanien: Hier verlängern Pharmazeuten ihr Beratungsangebot ins Internet. Via Facebook und Twitter, in Bloggs und auf Youtube geben sie Tipps zu Arzneimittel- und Gesundheitsthemen mit dem Ziel, Kunden in die Apotheke zu holen.

Das Portal Pharma 2.0 entstand, als die Frau des Inhabers der Apotheke Farmacia Baquero mit Drillingen schwanger war. Auf der Suche nach Informationen fanden die Eltern wenig Auskünfte von anderen Drillingseltern. Sie erkannten, dass auch anderen Nutzern die Verbindung zu Personen mit den gleichen Problemen helfen könnten und starteten daher eine „Online-Apotheke“.

Auf der Plattform werden von insgesamt 13 Apothekern Gesundheitsinformationen bereitgestellt. Auf der Webseite gibt es die Sektion „Geschichten, die helfen“. In Kurzform werden dort Fälle geschildert, beispielsweise der einer Frau, die ihre Antibabypille vergessen hat und nun wissen will, wie sie reagieren soll. Darauf antworten die Apotheker in Text- und Videoform. In den Kommentaren können Nutzer zusätzlich Fragen zu ihrer eigenen Situation stellen.

Pharma 2.0 verknüpft zudem die Online- und Offlinewelt. Registrierte Kunden der Vor-Ort-Apotheke erhalten nach dem Einkauf eine E-Mail mit einem Video oder einem Text. Darin wird erklärt, wie das soeben gekaufte Produkt verwendet werden soll. Das soll die in der Apotheke mitgeteilten Informationen festigen.

Zudem verschickt Pharma 2.0 einmal pro Woche einen Newsletter an mehr als 4000 Abonnenten. Die Apotheker bespielen auch ihren eigenen Youtube-Kanal; ihre Videos wurden mittlerweile insgesamt mehr als eine Million Mal aufgerufen. Darin werden vorrangig die Anwendung von Medikamenten erklärt, denn dazu kämen die meisten Fragen. Über Pharma 2.0 können außerdem Freiwahlprodukte zum Testen angefordert werden.

Der Videoblog „Qué me das para“ (Was gibt es gegen…?) wird von zwei Apothekern aus Asturien gepflegt. Lucía Arroyo und Ismael Migoya geben in inzwischen 75 Youtube-Videos Antworten zu Fragen, die ihnen am HV-Tisch am häufigsten gestellt werden. Sie beraten vorrangig zur Medikation bei Allergien, Erkältungen und Grippe, Diät, Schwangerschaft sowie die Unterschiede der OTC-Analgetika Ibuprofen und Paracetamol.

Der Blog „Boticaria Garcia“ (Apothekerin Garcia) wird von der promovierten Apothekerin Marián García aus der Umgebung von Madrid betrieben. Kunden, die mit „aber im Internet habe ich gelesen“ ihre Apotheke betraten, hatten sie dazu bewegt, das Portal zu gründen. „Wenn ich Dr. Google schon nicht besiegen kann, dann verbünde ich mich eben mit ihm“, erklärt die Apothekerin auf ihrer Webseite.

Online beantwortet sie Fragen rund um die Themen Gesundheit und Ernährung. Ihr Auftritt wurde von der Zeitung 20Minutos im April als bester Gesundheitsblog ausgezeichnet. Garcia hat zwei Kindern und hat sich auf die Beratung von Schwangeren und Müttern spezialisiert. Inzwischen hat sie ein Buch veröffentlicht und ist Gast in Fernseh- und Radiosendungen.

Medicadoo ist ebenfalls ein pharmazeutischer Blog, der erst vor einem halben Jahr gegründet wurde. Die Apotheker Jose L. Gastalver und Pablo García aus Andalusien bewerten zudem Produkte und verbreiten Infografiken, die von anderen Apothekern und Nutzern via Facebook und Instagram weiterverbreitet werden. Auch Kollegen stellen ihnen über den Blog fachliche Fragen.

Hinter dem Twitter-Account @susitravel steht die Apothekerin Susi Martínez aus Madrid. In unregelmäßigen Abständen postet sie auf Twitter eine Situation oder ein Symptom. Dem fügt sie Produkte oder Behandlungsmöglichkeiten hinzu, die sie in der Apotheke dazu anbieten würde. Dann fragt sie: „Fällt euch noch mehr ein?“ Ihre auf Twitter aktiven Kollegen antworten, was sie empfehlen würden. Im Durchschnitt beteiligen sich je Frage etwa 50 Apotheker. Die Ergebnisse des Schwarms trägt Susitravel bis zum darauf folgenden Freitag in einer Tabelle auf ihrem Blog zusammen. Dort vermerkt sie auch die Namen der mitwirkenden Apotheker. Den Blogeintrag teilt sie auf Twitter.

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