Manchmal hilft im Leben nur Humor. Zum Beispiel, wenn vor der eigenen Apotheke plötzlich eine riesige Baustelle eröffnet wird. Rami Itani, Inhaber der Stern-Apotheke in Düsseldorf, hat für seine stressgeplagten Kunden zwei Sonderangebote mit Lächelfaktor: Auf Ohrstöpsel gewährt er 20 Prozent Rabatt, wer Voltaren-Produkte kauft, spart 10 Prozent.
Die Zielgruppe für das Sonderangebot ist klar definiert – es sind die Baustellen-Geschädigten vom Nikolaus-Knopp-Platz. Wer trotz Ohrstöpsel schlecht schläft und deshalb Verspannungen bekommt, dem hilft morgens das Schmerzgel. Dafür lohnt sich auch ein kleiner Umweg, denn eine direkte Straßenüberquerung ist in Heerdt derzeit unmöglich.
Baustellenrabatt – das hat sich der Apotheker ausgedacht, um seine Kunden bei Laune zu halten. „Wir haben derzeit rund 20 Prozent weniger Kunden“, sagt Itani, „bislang hatten wir eine Haltestelle direkt vor der Tür, die ist jetzt weg, unsere Kunden müssen einen Riesen-Umweg laufen.“ Da freut man sich, wenn man ein paar Euro sparen kann.
Durch den Bau des Hochbahnsteiges wird die Straße in zwei Hälften zerteilt. „Wir wurden zwar über die Baustelle informiert, haben aber nicht damit gerechnet, dass man nicht über die Straße kommt. Es ist bei uns jetzt viel ruhiger als früher.“ Sechs Monate sollen die Bauarbeiten dauern, was im Februar begonnen wurde, soll im Juli vollendet sein. Dann können die Apothekenkunden auch wieder problemlos mit der Tram anreisen. Und es gelten wieder normale Preise.
Solche Aktionen können hilfreich sein, um doch noch Kunden in die Apotheke zu locken. Schließlich sorgen Baumaßnahmen auch immer wieder für herbe Gewinneinbrüche. In Wolfenbüttel beispielsweise kämpfte die Schloss-Apotheke Ende vergangenen Jahres mit ihrem Schicksal.
Die Innenstadt war für Fußgänger monatelang nur mühsam zu passieren. Wagte sich doch einer in die verkehrsberuhigte Zone, musste er sich im Slalom an Baumaschinen vorbeischlängeln. Die Baustelle machte vielen Händlern in der Fußgängerzone zu schaffen. Sie mussten mit Kundenrückgang und Umsatzeinbußen kämpfen.
„Das nimmt mittlerweile dramatische Ausmaße an. Die Nerven liegen blank“, berichtete Apothekerin Susanne Böbel. Manch ein Ladenbesitzer könne sogar seine Miete nicht mehr bezahlen, so die Apothekerin. Auch sie habe Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent zu verzeichnen gehabt. Zudem habe sie den Botendienst ausweiten müssen. Das habe daran gelegen, dass Menschen die Fußgängerzone mit der Baustelle mieden und nur im absoluten Notfall dort einkaufen gingen.
Die Schloss-Apotheke konnte beispielsweise nur über einen schmalen unbefestigten Fußgängerweg aus fest getretenem Schotter und Sand erreicht werden. „Vor allem für Mütter mit einem Kinderwagen oder ältere Menschen ist dieser Weg eine Zumutung“, beklagte die Pharmazeutin. Wer auf eine Gehhilfe, einen Rollator oder gar einen Rollstuhl angewiesen ist, hatte so gut wie keine Chance, dort durchzukommen.
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