Minister gegen Engpässe

SMS im Notdienst: Holetschek vermittelt Antibiotikum

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Berlin -

Apothekerin Marina Eibl wurde als Parteimitglied zum traditionellen Neujahrsempfang der CSU eingeladen und konnte dort den Gesundheitsminister Klaus Holetschek kennenlernen. Wie hilfreich der geknüpfte Kontakt für die Inhaberin der Birken-Apotheke in Karlshuld sein würde, stellte sich nun kurz vor einem anstehenden Notdienst heraus: Alle Amoxicillin-Darreichungsformen waren restlos ausverkauft, Eibl hätte in der Nacht kein einziges Kind versorgen können. In ihrer Verzweiflung schrieb sie Holetschek eine SMS.

Persönlich getroffen hat Eibl den Gesundheitsminister erstmalig auf dem Neujahresempfang der CSU: „Ich wusste, dass auch Klaus Holetschek eingeladen war und habe vorab ein vierseitiges Positionspapier verfasst, das ich an diesem Abend übergeben habe. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen“, so Eibl. In dem Papier führte sie alle Punkte zur derzeitigen Misslage der Apotheken an. Im letzten Absatz des Schreibens lud sie Holetschek persönlich ein, in die Birken-Apotheke zu kommen: „Ich wusste, dass er berufsbedingt bald nach Karlshuld kommen würde, und bot ihm an, den Termin mit einem Besuch bei uns zu verknüpfen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass er wirklich kommt.“

Anruf vom Minister-Büro

Umso mehr freute sich die Apothekerin über einen Anruf, mit dem derBesuch angekündigt wurde: „Holetschek hat eine Angestellte, die noch vor zwei Jahren als PTA in der Apotheke gearbeitet hat. Ich konnte mich vor dem geplanten Besuch sehr gut fachlich mit ihr austauschen und mein Anliegen erklären.“ Der Besuch des Ministers lief dann laut Eibl völlig unspektakulär ab: „Er kam ohne jegliche Presse und verhielt sich sehr menschlich. Ich habe etwa 20 Minuten lang geschildert, wie prekär die Situation vor allem im Hinblick auf die Antibiotika-Versorgung gerade ist.“ Holetschek habe betont, dass Regelungen diesbezüglich immer Sache des Bundes sei, er aber schauen werde, was er tun könne. „Am Ende hat er mir sogar seine Handynummer gegeben für den Notfall“, so die Apothekerin.

Vor dem Notdienst ausverkauft

Dieser trat auch schon kurze Zeit später ein. Ausgerechnet kurz vor einem anstehenden Notdienst war das Antibiotika-Lager restlos ausverkauft: „Ich hatte weder eine einzige Tablette Amoxicillin noch irgendeinen Saft. Ich hätte kein Kind versorgen können.“ Die Scharlach-Welle ist in Bayern jedoch noch aktiv, und die Apothekerin konnte bis zu ihrem Nachtdienst auch durch eigene Herstellung der antibiotischen Säfte ihre Patient:innen versorgen. „Ausgerechnet am Tag vor dem Notdienst haben wir beinahe halbstündlich unsere letzten Reserven abgegeben“, so Eibl.

In ihrer Verzweiflung schrieb sie eine SMS an Holetschek und bat um Hilfe. „Er hat mir schon wenige Minuten später geantwortet und einen Kontakt zu einem Apothekeninhaber aus Dachau hergestellt. Ich konnte sieben Säfte aus dieser Apotheke abholen“, so Eibl. Die zusätzlich organisierten Säfte hätten gerade so für den Nachtdienst gereicht: „Eine Mutter ist fast 95 km zu uns gefahren, weil sie nirgendwo versorgt werden konnte. Ihr Kind fieberte schon tagelang, sie war mir sehr dankbar, als sie das Antibiotikum endlich erhielt.“

Import mit Schwierigkeiten

Auch das Importangebot hat Eibl schon wahrgenommen, aber ganz problemlos läuft es auch dabei nicht: „Das ist allein unser finanzielles Risiko mit den importierten Amoxi-Säften. Auf eine Bestellung muss ich etwa 14 Tage warten, da lässt sich die Menge sehr schwer kalkulieren. Ich fühle mich auch nicht sonderlich wohl damit, den belgischen Kindern die Medikamente wegzunehmen. Das Problem ist ja nicht nur lokal begrenzt, sondern tritt europaweit weit auf“, so Eibl.

Zudem habe das Apothekenteam auch Probleme mit der Löslichkeit der Amoxicillin-Tabletten in der Rezepturherstellung: „Wir haben kürzlich Tabletten erhalten, die lösen sich dermaßen schlecht auf, dass so ein Saft schon mal mehr als drei Stunden steht, bis er abgabefähig wird. Wir haben schon so viel Zeit investiert und bekommen es nicht vergütet. Manchmal bin ich kurz davor aufzugeben.“

Da der Ort mit etwa 6000 Einwohnern aber nur zwei Apotheken hat, macht Eibl weiter und versucht auch mit Hilfe der umliegenden Praxen die Versorgung, so gut es eben geht, aufrechtzuerhalten: „Wir haben alle ein sehr kollegiales Verhältnis. Ich sage den Praxen genau, was ich an Lager habe, und sie verordnen dann auch nichts anderes. Das erleichtert die Arbeit immens.“

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