„Scheinheilige Großhändler“

Skonto-Sperre: Apotheker bangt um 250.000 Euro

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Berlin -

Bei den laufenden Verhandlungen mit dem Großhandel geht es um viel Geld. Die Lieferanten zeigen sich mitunter eisern und wollen nach der verhängten Skonto-Sperre nicht über den gesetzlich zulässigen Rabatt hinausgehen – aber auch nicht die frühzeitige Zahlung einbüßen. Apotheker Dr. Christoph Behrendt fürchtet, dass er einen hohen Betrag verlieren wird, wenn sein Hauptlieferant kein Einsehen hat. Die Folgen des Urteils würden „auf unserem Rücken ausgetragen“, kritisiert der Inhaber von vier Apotheken in Villingen-Schwenningen.

Behrendt wird von drei Großhändlern in einer Einkaufsgemeinschaft mit zwei weiteren Apotheken beliefert. Phoenix ist der Hauptlieferant, doch die jüngsten Gespräche zur Kompensation des Skonto-Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH) sind dem Apotheker zufolge nicht sehr zufriedenstellend: „Es gibt noch kein endgültiges Ergebnis. Aber nach den ersten Signalen würde es bedeuten, dass wir 250.000 Euro verlieren.“

Phoenix wolle am liebsten keine Anpassungen zu seinen Gunsten vornehmen, sagt Behrend. Ein Entgegenkommen bei den Zusatzgebühren falle für ihn weg, da er diese größtenteils gar nicht zahle. Dafür forderte er der Konzern aus Mannheim auf, den Handelsspannenausgleich zu streichen. „Die versuchen hart zu sein.“

Von Sanacorp, seinem Zweitlieferanten, höre man wenig. „Sie sind sehr zurückhaltend.“ Die Genossenschaft aus Planegg brachte über einen Medienbericht die Diskussion um Tourenkürzungen ins Spiel und schlug gegenüber Kunden ein gestaffeltes Skonto bei Dekadenzahlung vor. Am deutlichsten seien die Signale, auf die Apotheken zuzugehen, von AEP.

Die Möglichkeit den Lieferanten zu wechseln, zieht er ebenfalls in Betracht. Doch momentan habe es den Anschein, dass die anderen Großhändler keine neuen Kunden aufnehmen wollten. Der Apotheker kritisiert die Reaktion des Großhandels als scheinheilig: „Für mich ist der Großhandel kein Partner mehr.“ Die Verhandlungen hat er an Berater abgegeben. Denn auf diese „Spielchen“ habe er keine Lust.

Ohne stichhaltige Argumente

Beobachter vermuten, dass es noch einige Wochen dauert, bis der Großhandel auf die Apotheken zugehen wird. Derweil laufen die Gespräche, die eine teils „verwerfliche Argumentation“ seitens des Außendienstes an den Tag legten. Ein Vertriebsmitarbeiter habe vorgeschlagen, dass man „doch einfach ein oder zwei PTA entlassen soll, dann passt das schon wieder“.

Behrendt erwartet, dass vor allem kleine Apotheken dem Druck des Großhandels nicht lange standhalten können. „Kleine Apotheken können empfindlich viel verlieren und der Großhandel kann damit viele Existenzen zerstören.“ Auch er selbst fühle sich bedroht, denn immerhin habe er Kredite abzubezahlen.

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