Die Beratung der Apotheken zu Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder lässt einem Test der Verbraucherzentrale Hessen (VZH) zufolge zu wünschen übrig. „Die Ergebnisse des Apothekenchecks fielen skandalös aus“, sagte Hartmut König, Leiter der Abteilung Ernährung, vor Journalisten.
Allerdings sind die Erkenntnisse mehr als ein Jahr alt: Die Organisation hatte im Juli 2008 30 hessische Apotheken aufgesucht. Anlässlich der Jahrespressekonferenz der VZH wurden die bereits seit September vergangenen Jahres im Internet veröffentlichten Ergebnisse erneut präsentiert.
Im Test suchten besorgte Eltern in der Apotheke Rat, weil ihr neunjähriger Sohn müde und schlapp wirke, unkonzentriert und häufig erkältet sei. Nur eine Apotheke handelte nach den Kriterien der Verbraucherschützer korrekt: Sie fragte nach den Ernährungsgewohnheiten des Kindes, verwies auf eine Ernährungsberatung, empfahl einen Arztbesuch - und kein Nahrungsergänzungsmittel.
Insgesamt empfahlen 27 der getesteten 30 Apotheken ein Nahrungsergänzungsmittel, in 20 Fällen von allein, in sieben Fällen boten die Apotheken die Produkte auf Nachfrage an. Zwei Apotheken rieten den Eltern expliziert von einer Supplementation ab.
18 Apotheken empfahlen die schwerpunktmäßig getesteten Präparate „Centrum Junior Capletten“ und „Sanostol Multi-Vitaminsaft“ ohne Hinweis auf die Altersbeschränkung. Der VZH zufolge enthalten die Produkte mehr Vitamin A, als Kinder bis zu einem Alter von elf Jahren nach einer Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) täglich aufnehmen sollten.
Nur jede sechste Apotheke hinterfragte im Test die Ernährungsgewohnheiten des Kindes oder empfahl eine Ernährungsberatung. 13 Apotheken verwiesen an den Kinderarzt, nur dreimal allerdings, ohne zusätzlich ein Produkt anzubieten.
Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte die Stiftung Warentest darauf hingewiesen, dass Kinder in der Regel keine zusätzlichen Vitamin- und Mineralstoffe benötigen. Zudem sei der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder nicht ausreichend belegt.
Als Konsequenz aus dem Test forderte die VZH den Gesetzgeber auf, den Marktzugang für überflüssige und möglicherweise riskante Nahrungsergänzungsmittel zu erschweren. Von den Apotheken forderten die Verbraucherschützer, das Sortiment klarer in Arzneimittel und Lebensmittel zu trennen.
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