Für Dr. Nojan Nejatian hieß es am 31. Dezember: Dienstbereitschaft statt gemütlicher Jahresausklang im Familienkreis. „Ich hatte in der Silvesternacht Notdienst und es war viel anstrengender als üblich“, so der Inhaber der Heegbach-Apotheke im hessischen Erzhausen. „Der Notdienstkreis wurde für Hessen erweitert, es kamen Patienten aus 25 km Entfernung.“ Das Problem: „Es wird weder gewertschätzt noch ausreichend honoriert. Am Ende blieben nicht mal 60 Euro übrig“, ärgert er sich.
Nejatian hatte vom 31. Dezember zum 1. Januar Notdienst: „Diese Bereitschaft war anders als die sonst üblichen Notdienste“, erklärt er. „Das hängt auch mit der Erweiterung des Notdienstkreises in Hessen zusammen.“ Denn dadurch habe er auch Patienten bedient, die Anfahrtswege von etwa 25 km hatten. „Es haben jede Menge Ärzte angerufen, es kamen insgesamt mehr Kunden in der Nacht“, so Nejatian. „Wir mussten viele Brandwunden versorgen, aber es wurden auch Antibiotika aufgeschrieben, die nicht lieferbar sind“, erklärt er.
Normalerweise sei in seinen Notdiensten bis etwa 1 Uhr nachts etwas zu tun, danach könne er sich meist bis 5 Uhr morgens etwas erholen. „Diesmal hat es stündlich geklingelt“, berichtet er. „Das Problem ist, dass es an allem fehlt, was einen Ausgleich für die schlaflose Nacht geben könnte.“ So werde die Bereitschaft weder gewertschätzt noch ausreichend honoriert. „Ich habe einen Kassenschnitt von 0 Uhr bis zum Dienstende 9 Uhr morgens gemacht. Es sind schlappe 57 Euro Rohertrag dabei rausgekommen“, ärgert er sich. „Was das für ein Stundenlohn ist, davon wollen wir gar nicht sprechen.“
Was ihm ebenfalls auffiel: „Wir hatten wieder Nachfragen zu Babynahrung. Das kommt ohnehin etwa zweimal pro Notdienst vor“, so der Inhaber. „Wir werden uns aufgrund der hohen Nachfrage einen Vorrat hinlegen.“ Denn im vergangenen Dienst konnte er nicht jeden Bedarf decken. „Eltern wegzuschicken, weil keine Babynahrung da ist, ist nicht schön. Das Kind kann ja nichts dafür, dass die Eltern vergessen haben vorzusorgen“, so der Inhaber.
Normalerweise werde die Nahrung vorrangig in Drogeriemärkten gekauft: „Aber wenn es vergessen wurde, kommen sie eben nachts in die Apotheke, dann müssen wir aushelfen“, so Nejatian. In solchen Momenten sei den Eltern auch das Preis-Leistungs-Verhältnis egal: „Hauptsache das Kind ist versorgt.“
Und dennoch: „Ich frage mich jedoch, was dm sich dann überlegt, nachdem groß ankündigt wurde, man steige in den Apothekenmarkt ein.“
Denn: „Bietet das Unternehmen demnächst auch einen Notdienst an oder sucht man sich das Bequemste raus und der Rest bleibt an uns Apothekern hängen?“ Ohnehin ärgert ihn: „Dass sich Shop Apotheke & Co. überhaupt als Apotheke bezeichnen dürfen ... In solchen schlaflosen Notdienst-Nächten werde ich wütend, weil genau solche Dienstleistungen durch den Versand eben nicht gewährleistet werden“, so Nejatian.
So startet für ihn das neue Jahr genauso, wie das alte aufhörte: „Ich wünsche uns allen, dass es endlich eine entsprechende Anerkennung für die unersetzlichen Apotheken vor Ort gibt.“