Potenzmittel

Sildenafil: Rentner verkauft Dauerrezept auf Ebay

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Berlin -

Dass rezeptpflichtige Arzneimittel auf der Auktionsplattform Ebay angeboten werden, ist zwar verboten, aber dennoch keinesfalls selten. Dass auf dem Produktbild allerdings ein Dauerrezept des ausstellenden Arztes zu sehen ist, hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Interessierte können aktuell auf Sildenafil-Tabletten und ein Rezept des Urologen Markus Roder aus dem baden-württembergischen Weinheim bieten. Der Arzt ist schockiert.

Noch gut fünf Tage können Ebay-Nutzer auf die 100mg-Tabletten des Generikaherstellers 1A Pharma bieten. Zwei Gebote sind während der Auktion bisher eingegangen. Statt wie auf der Packung angegeben zwölf Tabletten wird lediglich ein Restbestand von vier Tabletten angeboten. Das hält den Verkäufer „1legan“ jedoch nicht davon ab, den Artikelzustand mit „neu“ und in einer „ungeöffneten Verpackung“ anzupreisen.

Noch abenteuerlicher ist, was der Händler außerdem anbietet: Neben dem Medikament sichert sich der Käufer in spe ein Dauerrezept. Dies wurde in der Facharztpraxis für Urologie von Markus Roder ausgestellt – wegen einer Prostata-OP, wie „1legan“ angibt. Der Verkäufer sieht an seiner Auktion nichts Unrechtes. „Schauen Sie sich meine mittlerweile 1207 positiven Bewertungen an“, verweist er auf seinen guten Ruf in der Ebay-Gemeinde.

In der Tat sammelte „1legan“ seit seiner Anmeldung im Jahr 2002 ausschließlich sehr gutes Feedback. Jedoch wirken seine übrigen Angebote, wie etwa ein Kriminalroman oder Mathematiklehrbuch, weit weniger gesetzeswidrig als die Auktion für verschreibungspflichtige Medikamente. Dem Nutzer wurde sogar ein Ebay das Vertrauenssiegel „geprüftes Mitglied“ verliehen.

Auch in der Produktbeschreibung wirbt „1legan“ um Vertrauen in seine Auktionen. „Ich biete ausschließlich Waren an, die sich in einem Zustand befinden, in dem ich sie auch selbst kaufen würde“, schreibt der Händler. Generös teilt der Nutzer mit, dass er die Ebay-Gebühren übernimmt. Lediglich die Versandkosten von 2,50 Euro müsse der Ersteigernde selbst tragen.

Ein Garantie- und Rücknahmerecht will „1legan“ seinen Käufern jedoch nicht einräumen. Ungemütlich könnte es für den Ebay-Nutzer aber aus einem anderen Grund werden. Denn Markus Roder, dessen Dauerrezept mitversteigert wird, hat angekündigt, Anzeige gegen den Händler zu erstatten. Er sei aus diesem Grund auch schon bei der Kriminalpolizei gewesen. Auch entsprechendes Beweismaterial in Form von Screenshots habe er gesichert, so der Urologe.

Die Polizei Weinheim konnte den Fall aufklären: „Wir konnten den Nutzer identifizieren, da er mit seinem Klarnamen auf Ebay angemeldet ist. Es ist ein älterer Herr, der eine Unverträglichkeit gegen das Medikament gezeigt und daher ein neues verschrieben bekommen hat. Er dachte, er könnte das alte Arzneimittel über den Onlineverkauf loswerden.“ Den Mann erwartet nun eine Strafanzeige der Staatsanwaltschaft. „Das Verfahren wird aufgrund seines Alters und seiner bisher tadellosen Ebay-Historie vermutlich eingestellt“, teilte Wilhelm Bausch von der Polizei mit. „Ihm war vermutlich nicht bewusst, dass er etwas Verbotenes tut.“

Rezeptpflichtige Medikamente werden häufig auf Ebay angeboten. „Wenn wir das entdecken und melden, löscht die Plattform die entsprechenden Angebote. Das Unternehmen tut aber unserer Ansicht nach zu wenig, um solche Auktionen zu verhindern“, so Bausch. Das liege unter anderem daran, dass der Konzern seinen Hauptsitz nicht in Deutschland hat und daher auch nicht dem hiesigen Gesetzbereich unterliege.

Ein weiteres Problem stellten Versandhändler wie Amazon dar. „Da werden die Pakete ohne Prüfungen verschickt. Durch Hackerangriffe kommt es dazu, dass die Rechnungen an Menschen gehen, die gar nichts bestellt hatten“ erklärt Bausch. Man könne nur hoffen, dass die Unternehmen reagierten, wenn illegale Geschäftspraktiken häufiger gemeldet würden: „Schließlich hat niemand gern regelmäßig die Polizei im Haus“, hofft Bausch.

Auch eine Apothekergruppe, die die Auktionsplattform seit längerem beobachtet, meldet regelmäßig rechtswidrige Geschäfte an Ebay. Auch hier verzichte die Handels-Plattform jedoch in der Regel darauf, den jeweiligen Verkäufer zu sperren oder die Angebote zügig zu löschen. Dabei mache sich Ebay bei Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz mitschuldig und strafbar, sollte das Unternehmen nicht energisch genug gegen die Händler vorgehen. So sieht es jedenfalls das Bundesgesundheitsministerium. Dennoch wurden im Jahr 2018 in der Polizeilichen Kriminalstatistik fast 1000 Fälle von Arzneimitteln in einer illegalen Verteilerkette verzeichnet.

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