Schweinegrippe-Impfung

Senat: Eine Apotheke reicht für Berlin Désirée Kietzmann und Janina Rauers, 17.11.2009 11:42 Uhr

Berlin - 

Der Berliner Senat hat die Kritik an seinem Konzept zur Verteilung des Schweinegrippe-Impfstoffs Pandemrix zurückgewiesen. Die Konzentration der Logistik auf eine Apotheke sei angesichts der kurzen Wege in Berlin das sinnvollste Konzept für die Hauptstadt, sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die St. Hubertus-Apotheke habe zudem als einzige die notwendige Herstellungserlaubnis und könne dadurch „absolute Verlässlichkeit“ garantieren.

Zum Start der Impfung in den Arztpraxen in der vergangenen Woche hatten viele Mediziner keinen Impfstoff gehabt, obwohl sie im Internet bereits als Impfstellen ausgewiesen waren. Die Ärztekammer Berlin hatte das Konzept des Senats daraufhin als „nicht tragfähig“ bezeichnet. Einer zentralen Apotheke die Versorgung von vielen dezentralen Impfstellen zu übertragen, reiche für die Hauptstadt nicht aus, so die Kritik.

„Wir können über 1000 Praxen pro Woche beliefern“, hält der Inhaber der St. Hubertus-Apotheke, Bernd Drevenstedt, dagegen. 285 Praxen hatten bis Ende der vergangenen Woche den Impfstoff erhalten, weitere 216 Mediziner wurden am Montag versorgt. Am Dienstag sollen 200 Praxen angefahren werden. „Indem die Verteilung aus einer Hand erfolgt, können wir die einwandfreie Qualität des Impfstoffs bis zu den Türen der Arztpraxen gewährleisten“, so Drevenstedt.

Bislang haben dem Apotheker zufolge 562 Ärzte entsprechende Verträge mit dem Senat geschlossen. Weitere sollen folgen. Während man sich in Bremen und Hamburg auf jeweils rund 30 Impfstellen beschränkt, gibt es in Berlin keine maximale Zahl an teilnehmenden Ärzten. „Je mehr Praxen, desto besser. Wir wollen schließlich eine möglichst wohnortnahe Versorgung sicherstellen“, so die Senats-Sprecherin. Die logistischen Herausforderung für die St. Hubertus-Apotheke dürften also weiter steigen.

Das Apothekenteam ist inzwischen mit acht Kühlwagen unterwegs, 20 Mitarbeiter arbeiten von 7 bis 23 Uhr im Schichtsystem, auch am Wochenende. Bis Montagabend waren von den 224.000 von GlaxoSmithKline nach Berlin gelieferten Dosen 160.000 an die Praxen verteilt worden. In dieser Woche sollen weitere 71.000 Dosen aus Dresden kommen. Dass rund ein Drittel der verfügbaren Impfstoffe noch in der Apotheke lagern, sieht der Senat nicht als Problem: „Es kann nicht alles auf einmal ausgeliefert werden, und schließlich müssen die Vorräte in den Arztpraxen auch erst einmal verimpft werden“, sagt die Sprecherin.

Anfragen von Ärzten dürfen allerdings erst nach der Freigabe durch die Senatsverwaltung bedient werden. Hier sieht Apotheker Drevenstedt eine Ursache für das von den Ärzten monierte Impfchaos: „Die Ärzte konnten über das Internet den Impfstoff bestellen, ohne zuvor von der Senatsverwaltung als Impfstelle freigegeben worden zu sein.“

Welche Praxen impfen dürfen, habe nicht zu Beginn der Impfstoffverteilung festgestanden, so Drevenstedt. „Hätten wir eine vollständige Ärzteliste gehabt, hätte die Verteilung schneller anlaufen können.“ Rund 10 Prozent der Bestellungen durch die Ärzte seien außerdem unvollständig, widersprüchlich oder falsch ausgefülllt - „zusätzlicher Rechercheaufwand von bis zu 30 Minuten pro Fehler“.

Der Senat spricht von „Anlaufschwierigkeiten“. Es sei ein Fehler gewesen, mehr Praxen im Internet zu veröffentlichen als versorgt werden konnten. Zweifel am Logistik-Konzept gebe es jedoch nicht. Die Ursachen für die Startprobleme seien vielfältig. So habe unter anderem das Verkehrschaos zum „Fest der Freiheit“ am vergangenen Montag die Auslieferung erschwert. Auch habe es Fälle gegeben, in denen die Apothekenmitarbeiter in den Praxen keine Mitarbeiter angetroffen hätten.