Die Apotheke zur Münchener Freiheit hat das Labor verlegt. In dem Raum wurde stattdessen ein neuer „Checkpoint Gesundheit“ geschaffen. Inhaber Frank Füßl bietet dort verschiedene Tests auf Selbstzahler-Basis an. Der Service sei wichtig, um sich gegenüber Online-Angeboten abzugrenzen. Mit Blick auf die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen betont er, wie wichtig es sei, dass Apotheken Konzepte entwickeln, um zukunftssicher aufgestellt zu sein.
Für die Blutdruckmessung verlangt die Apotheke zur Münchener Freiheit 50 Cent, wer seinen Blutzucker bestimmen lassen will, zahlt 1,50 Euro. Das Angebot im neuen „Checkpoint Gesundheit“ umfasst rund 30 Dienstleistungen, darunter auch Cholesterin-Tests, Vitamin D-Bestimmung, Körperfettmessung oder Ernährungs- und Darmberatungen. Am meisten wird mit 89 Euro für die Fettsäureanalyse verlangt. „Was nichts kostet, ist nichts wert“, sagt Füßl. Wer als Kund:in nicht bereit sei, in einem eigenen Checkpoint mit Fachpersonal für den Service zu bezahlen, der habe ein falsches Grundverständnis.
Der Apotheker stellte für das Zusatzangebot Diätassistentin Helene Ascher ein. Seit Mai ist sie in der Apotheke tätig und baut die Dienstleistungen auf, die neben der Filialapotheke in einem Vitalzentrum bereits seit 2020 angeboten werden. Auch pharmazeutische Angestellte würden mitunter Tests durchführen. „Wir verlangen einen gewissen Preis, der für Qualität steht, die Tests macht nicht irgendjemand, der es vielleicht nur einmal pro Jahr macht“, sagt Ascher.
Auch der Apotheker ist von dem Zusatznutzen des Angebots überzeugt. Die Preise seien nicht überzogen, wenn man die Anschaffung von mehreren Geräten sowie Verbrauchsmaterialen und Personalkosten mit einberechne. Das Wichtigste für ihn: „Für uns ist das Angebot der Einstieg in eine Produktempfehlung.“ Ganz bewusst wird den Selbstzahler:innen im Anschluss das passende Sortiment der Eigenmarken präsentiert. „Das kann die Diätassistentin im Gespräch mit einfließen lassen.“
Die Nachfrage nach den Tests sei am ersten Standort im Vitalzentrum, in dem auch eine Diätassistentin angestellt ist, wegen der Coronapandemie nur langsam gewachsen, habe sich im vergangenen Jahr aber gut entwickelt. An der Münchener Freiheit erwartet der Apotheker wegen der höheren Kundenfrequenz mehr Nachfrage. „Hier kann man es noch besser bewerben“, sagt er.
Für Füßl ist das Angebot auch ein Schritt in die Apotheke der Zukunft. Vor-Ort-Apotheken müssten sich mit neuen Services von Online-Angeboten wie schneller Lieferung abgrenzen, wenn sie weiterkommen wollten. Die Tests seien ein Weg, um sich zu unterscheiden und den Kund:innen einen Grund zu liefern, weiterhin in die Apotheke zu kommen. „Online kann man das in dieser Form nicht anbieten.“ Zudem sei die Apotheke als niederschwelliges Angebot unkompliziert erreichbar und es müsse etwa im Gegensatz zu einer Arztpraxis nicht lange auf einen Termin gewartet werden.
Die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen will Füßl ebenfalls anbieten. „Ich bin zwar nicht sonderlich glücklich darüber, wie die Themen und die Honorierung gewählt wurden, das eine ist zu schwammig, das andere zu speziell“, sagt er. Dass es jetzt jedoch Gegenwehr seitens Apotheken gebe, die Dienstleistungen seien für die Vergütung nicht anbietbar, hält er für falsch. „Wenn man den ersten Schritt jetzt nicht mitgeht und die Hand nicht ergreift, die einem angeboten wird, um später selbst Dienstleistungen mitzuentwickeln, dann ist das eine unbegründete Blockadehaltung.“ Die Apotheken müssten sich abgrenzen und die Beratungsleistungen intensivieren.
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