Verwalter mit 29

Selbstständigkeit: Einstieg ohne Risiko

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Berlin -

Nach dem Tod von Apotheker Arno Haarmann-Thiemann musste seine Schloß-Apotheke in Hohenlimburg geschlossen werden. Nun öffnete sie wieder. Alexander Düring wird die Apotheke zunächst als Verwalter leiten, mit der Option, sie nach Ablauf des Verwaltungsjahres zu übernehmen. So kann der 29-Jährige sich ein ausführliches Bild von der Apotheke und den Rahmenbedingungen vor Ort machen, und das ohne wirtschaftliches Risiko.

Knapp sieben Wochen lang war die Schloß-Apotheke geschlossen. Doch nun können die Kunden wieder in „ihrer“ Apotheke Medikamente kaufen. Damit wird die 108-jährige Tradition der Apotheke bewahrt und fortgesetzt. Düring hat die Apotheke jedoch nicht gekauft, sondern führt sie ab jetzt als Verwalter. „Ich habe es mir durchaus überlegt, ob ich gleich Nägel mit Köpfen machen“, erläutert der Apotheker. „Hätte ich mich aber für den Kauf entschieden, hätte sich das Ganze noch länger hingezogen. Ich wollte aber so schnell wie möglich öffnen.“ Denn für eine Apotheke sei jeder Tag, an dem sie geschlossen ist, problematisch. Deshalb einigte man sich, dass Düring zunächst als Verwalter der Apotheke fungiert, mit der Option, sie nach Ablauf des Verwaltungsjahres zu übernehmen.

Der 29-Jährige, der in Münster studierte, hatte eigentlich andere Pläne. Nach einem halben Jahr beim Generikahersteller Aristo in Berlin wollte er für die nächsten zwei Jahre bundesweit in Apotheken Vertretungsdienste übernehmen: Im Winter in Bayern, um Ski zu fahren. Im Sommer im Norden an der Ost- oder Nordsee. „Während meiner Zeit in Berlin fehlte mir der Kundenkontakt“, sagt Düring. „Da Aristo ein Generikahersteller ist, konnte ich mich auch pharmazeutisch nicht verwirklichen.“ Der Apotheker begriff schnell, dass sein Platz in einer Apotheke ist, und wollte sich eigentlich ganz viele anschauen, bevor er sich selbstständig macht.

Doch durch den Tod von Haarmann-Thiemann gestaltete sich seine Lebensplanung ganz anders. Denn ein befreundeter Kollege, mit dem Düring vor seinem Ausflug in die Industrie in einer Dortmunder Apotheke gearbeitet hatte, erzählte ihm von der Schloß-Apotheke. Nach einer Ortsbesichtigung wurde er sich mit Familie schnell über eine Nachfolgeregelung einig, zumal er auf ein aus insgesamt acht Kräften bestehendes Team bauen kann.

„Ich habe das große Glück gehabt, dass niemand in den vielen Wochen seit der Schließung sich nach einem neuen Job umgeschaut hat“, freut sich der Apotheker. Wäre das der Fall gewesen, wäre seine Entscheidung womöglich anders ausgefallen. „Einerseits ist es schwierig, Fachkräfte zu finden, vor allem wenn es sehr schnell gehen muss“, erläutert er. „Andererseits sind vor allem nach einer wochenlangen Schließung vertraute Gesichter sehr wichtig, damit die Kunden zurückkommen.“

Da alles sehr schnell gehen musste, hatte Düring auch keine Zeit für ausführliche Standortanalysen. „Es sind zwei Apotheken in direkter Umgebung und noch paar weitere im nähere Umkreis“, zählt der Apotheker auf. Die Schloß-Apotheke sei aber solide aufgestellt und seit 108 Jahren vor Ort etabliert.

Ein Vorteil sei in dieser Situation, dass die nächsten Monate die Apotheke lediglich verwaltet. So hat der Pharmazeut ausreichend Zeit, sich ein ausführliches Bild von dem Standort zu machen. Bis er die Apotheke wie derzeit geplant im Frühjahr 2019 übernimmt, arbeitet er als Angestellter der Erbin und trägt damit kein wirtschaftliches Risiko.

Im Gegenzug hat er aber auch nur eingeschränkte Entscheidungsspielräume. „Ich kann selbstverständlich in einem gewissen Rahmen auch kaufmännische Entscheidungen treffen. Das geht ja nicht anders“, sagt Düring. Doch eine komplette Neuausrichtung oder beispielsweise ein Umbau der Apotheke seien nicht möglich.

Das ist zunächst auch nicht das Ziel des Apothekers. „Nach der wochenlangen Schließung gilt es erst einmal, die Apotheke wieder zum Laufen zu bringen und den Status quo wiederherzustellen“, betont Düring. „Aber natürlich werde ich mit der Zeit auch meine eigene Handschrift reinbringen.“

Erste Gedanken über die künftige Ausrichtung der Apotheke hat sich der Apotheker bereits gemacht. Düring, der aus einer Ärztefamilie stammt, will in Zukunft stärker auf Naturheilkunde, TCM und Alternativmedizin setzen. „Die Schloß-Apotheke ist bisher sehr schulmedizinisch ausgerichtet gewesen“, berichtet er. „Es stehen zwar paar Globuli in den Regalen, das Angebot wird aber nicht aktiv kommuniziert.“ Auch Spezialrezepturen soll es künftig in der Schloß-Apotheke geben. Aber er hat ja noch einige Monate Zeit, um herauszufinden, was seine Kunden brauchen und was gefragt ist.

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