Warentest kürt Billigmedikamente APOTHEKE ADHOC, 22.11.2016 13:26 Uhr
Der Hals kratzt, die Nase läuft, die Glieder schmerzen: Medikamente beenden manche Quälerei. Doch welche davon sind am besten geeignet, um die Symptome zu lindern? Stiftung Warentest stellt die jeweils günstigsten rezeptfreien Medikamente in einer Sonderausgabe vor. Das Heft ist seit Samstag im Handel.
Auf 96 Seiten sollen die Leser erfahren, welche Arzneimittel bei Erkältungen, Magen-Darm-Problemen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und vielen weiteren Krankheiten „wirklich helfen, dazu günstig und verträglich sind“. In einem Extra-Kapitel „Hilfreiche Beratung“ geht es darum, worauf man bei der Einnahme achten sollte und welche Tipps helfen, schnell wieder gesund zu werden – auch für Kinder und Senioren.
So setzen Erkältungskrankheiten im Winter Millionen Menschen außer Gefecht. Die meisten Betroffenen kämpfen mit diversen Hausmittelchen und Medikamenten gegen ihre Beschwerden. Apotheken bieten zahlreiche Mittel an, um solche Symptome wie Husten, Schnupfen, Halsweh oder Fieber zu lindern. Nicht jedes Produkt sei aber eine gute Wahl, warnt Stiftung Warentest.
So sollten beispielsweise gute Schnupfenmittel keine Konservierungsstoffe enthalten. Die Experten empfehlen dabei Nasensprays mit Xylometazolin, die günstigsten kommen von Ratiopharm und Tussamag (CT). Bei Oxymetazolin wird Nasivin als die preiswerteste Alternative empfohlen. Salzhaltige Sprays befeuchten die Schleimhäute und Dexpanthenol pflegt. Die Empfehlungen der Experten: Abtei Meersalz Nasenspray und Imidin sanft Nasenpflege Spray.
Die Hustenlöser Ambroxol und Acetylcystein sowie Hustensäfte auf pflanzlicher Basis könnten zwar auch helfen, sie seien aber nur mit Einschränkungen geeignet. Ihre therapeutische Wirksamkeit sollte nach Meinung der Warentest-Experten besser belegt werden. Bei Reizhusten würden sich vor allem Hustenstiller mit Dextromethorphan eignen. Das Produkt der Wahl ist hier der Hustenstiller von Ratiopharm. Bei Fieber liegen Paracetamol und Ibuprofen vorn.
Kombipräparate wie Grippostad C oder Wick MediNait versprechen, verschiedene Symptome gleichzeitig zu lindern, und erhalten daher mehrere Wirkstoffe, Sie seien aber bei Erkältungsbeschwerden wenig geeignet. Die Wirkstoffe ergänzten sich oft nicht sinnvoll oder belasteten den Körper unnötig, urteilt Warentest. Schließlich würden Husten, Halsweh, Schnupfen und andere Symptome nicht immer in gleicher Konstellation und gleichzeitig auftreten. Wer erkältet sei, sollte also gezielt Mittel gegen seine Symptome einnehmen, lautet stattdessen die Empfehlung.
Wer unter Verstopfung leidet, dem stehen eine ganze Reihe an Wirkstoffen zur Verfügung: Natriumpicosulfat, Lactulose, Macrogol, Glycerin, Bisacodyl, indische Flohsamenschalen und eine Kombination aus Macrogol, Natriumchlorid und -hydrogencarbonat sowie Kaliumchlorid. Alle gelisteten Wirkstoffe seien bei Verstopfung geeignet. Bei Durchfall komme es darauf an, welches Ziel man erreichen wolle: Trockenhefe stärke die Abwehr, Loperamid beruhige den Darm und Elektrolyt-Mischungen ersetzten die verlorenen Mineralien.
Für die Warentest bewertete ein Team, das aus Ärzten und Apothekern besteht, unter Leitung von Professor Dr. Gerd Glaeske die Arzneimittel. Die Stiftung betont, dass ihre Experten strengere Maßstäbe als das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hätten. So hätten sie in einer Reihe von Fällen zugelassene Arzneimittel als nur „wenig geeignet“ oder „mit Einschränkung geeignet“ eingestuft.
Das Prädikat „geeignet“ erteilen die Experten nach eigenen Angaben ausschließlich an Arzneimittel, deren therapeutische Wirksamkeit bei der betreffenden Indikation ausreichend nachgewiesen ist, die ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis und einen hohen Erprobungsgrad aufweisen.
„Mit Einschränkung geeignet“ sind gemäß Warentest Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. „Wenig geeignet“ sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und/oder deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen.