400. Apothekengeburtstag

Selbst gemachter Gin zum Jubiläum

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Berlin -

Zum 400. Geburtstag seiner Paradies-Apotheke hat sich Dirk Vongehr selbst ein besonderes Geschenk gemacht. Passend zur Jubiläumsfeier ist am Samstag sein selbst kreierter Gin auf den Markt gekommen. Damit will sich der Kölner nach und nach ein zweites Standbein schaffen.

„Zum Jubiläum wollte ich etwas Besonderes schaffen, etwas das über die Feier hinaus Bestand hat, die Vergangenheit aufgreift, aber auch in die Zukunft weist“, erklärt Vongehr. „Ich trinke selbst gern Gin. Aus Köln gibt es seit Ende 2017 den ‚Gin de Cologne‘, aber der schmeckt mir nicht.“ Also machte er sich mit ein bisschen Unterstützung selbst ans Werk. „Bei den Zutaten haben wir in erster Linie Arzneimittelpflanzen ausgewählt, darunter Wacholder, Lavendel und Salbei“, erklärt der Apotheker. „Ein ganz wichtiger Bestandteil ist die Melisse.“ Damit werde ein Bogen in die Vergangenheit geschlagen. „Die Nonne Maria Clementine Martin hat in Köln die Firma Klosterfrau gegründet. Bei ihren ersten Wunderwässerchen, darunter den Melissengeist, half ihr sicher ein Apotheker. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Paradies-Apotheke als Ort genutzt hat, ist relativ groß.“

Passend zum Gründungsjahr wurde der Hochprozentige auf den Namen „Gin 1618“ getauft. Das Etikett zieren die Gesichter eines englischen Kaufmanns, der stellvertretend für die Rezeptur des Gins steht, von Nonne Martin und von Vongehr selbst. Ebenfalls integriert ist der griechische Buchstabe „Phi“. Er symbolisiert den „Goldenen Schnitt“. Damit wird das besondere Verhältnis von zwei Zahlen, Längen oder anderen Größen beschrieben, das auch in der Kunst gerne genutzt wird. Formen, die den Goldenen Schnitts anwenden, sollen auf das menschliche Auge besonders ansprechend wirken. Mathematisch liegt er bei ungefähr 1,618 – ein weiterer Verweis auf das Jubiläum.

Erst seit letzten Freitag und damit rechtzeitig zur Geburtstagsfeier seien die Etiketten erstmals auf Flaschen geklebt worden. „Jetzt kann ich gezielt mit der Vermarktung beginnen“, so Vongehr. In seiner Apotheke könne er den Gin 1618 natürlich nicht verkaufen. Aber drei Kölner Gaststätten hätten schon zugesagt, ihn auf die Karte zu nehmen. „Das soll natürlich erst der Anfang sein.“ Der Online-Shop eröffne Ende des Monats. „Ich hab nichts dagegen, mir damit mal ein zweites Standbein zu schaffen.“ Doch vorerst gebe es nur Kosten: „Für die allein von mir getragene GmbH musste ich 25.000 Euro an Stammkapital aufbringen, die erste Charge hat ungefähr die Hälfte gekostet.“

Ganz schnelle Profite sind in naher Zukunft wohl nicht zu erwarten, denn bewusst hat sich Vongehr mit einer Ein-Mann-Firma für einen kleinen Betrieb entschieden. „Hier geht es mir vor allem um Qualität statt um industrielle Quantität“, erklärt der frisch gebackene Alkoholika-Produzent. „Erst wenn die Mischung gut schmeckt, dann wird sie für die weitere Herstellung verwendet. Je mehr davon produziert wird, umso mehr kann die Qualität abnehmen. Deshalb kann es sein, dass von einem Ansatz von 80 Liter gerade mal 45 oder auch 55 Liter verwendet und abgefüllt werden.“

Passend zur Geburtstagsfeier am 14. Juli erblickte der Gin 1618 erstmals das Licht der Öffentlichkeit. Die Paradies-Apotheke steht seit 1845 an ihrem jetzigen Standort in der belebten Severinstraße. Sie hat auch die Zerstörungen des 2. Weltkriegs überstanden. Eine Kundin halte ihr schon seit 60 Jahren die Treue, erzählt der heutige Besitzer, manch andere kämen bereits in der zweiten oder dritten Generation.

Vongehr übernahm sie 2009 und führte sie dananch zielstrebig in die digitale Zukunft. Ihr Facebook-Profil wird liebevoll auch mit Kuriositäten gepflegt und zählt derzeit 13.055 Follower, mehr als jeder andere Apothekenauftritt. Wichtig ist ihm sein Engagement für Menschen mit HIV und Aids, mit denen er an jedem CSD solidarisch durch die Kölner City zieht. Zum Geburtstag erhielt er aus den Händen von Bürgermeister Andreas Wolter eine große bronzene Plakette mit Stadtansicht, die nur verdiente Kölner Kaufleute erhalten. „Das war eine große Überraschung“, sagt Vongehr. „Und darauf bin ich mächtig stolz.“

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