Seit 2008: Jede sechste Apotheke verschwunden Patrick Hollstein, 26.01.2023 15:05 Uhr
Die Zahl der Apotheken ist im vergangenen Jahr so stark gesunken wie nie zuvor. Der Abwärtstrend ist „intakt“, wie man an der Börse sagt. Seit 14 Jahren hält das Apothekensterben nun schon an.
Zum Jahresende gab es in ganz Deutschland noch 18.070 Apotheken. Unter dem Strich verschwanden 391 Betriebsstätten, damit wurde der bisherige Rekord von 348 Schließungen aus dem Jahr 2019 gebrochen. Der Abwärtstrend hält seit 14 Jahren an und hat sich zuletzt deutlich beschleunigt.
Nach der Zulassung des beschränkten Mehrbesitzes im Jahr 2004 war die seit dem Jahr 2000 rückläufige Entwicklung zunächst gestoppt worden. Apotheken, die sich nicht mehr rentierten oder die aus anderen Gründen nicht mehr weiter geführt werden konnten, wurden in den folgenden Jahren oftmals in Filialen umgewandelt und blieben somit in Betrieb. 2008 gab es 21.602 Apotheken – historischer Höchststand. Seitdem schlossen jedes Jahr mehr Apotheken als neu eröffneten.
3500 Apotheken weniger
Bis Ende 2022 ist die Zahl der Apotheken damit um 3532 gesunken, ein Minus von 16,4 Prozent im Vergleich zum Höchstwert im Jahr 2008. Mehr als jede fünfte Apotheke schloss dabei in den Kammerbezirken Bremen, Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz und Saarland.
Betrachtet man nur den Zeitraum von zehn Jahren, ist die Apothekenzahl um 2851 und damit 13,6 Prozent zurückgegangen.
Nach Bundesländern ergeben sich seit 2012 folgende Rückgänge:
- Baden-Württemberg: 367 Apotheken weniger = 13,7 Prozent
- Bayern: 464 Apotheken weniger = 13,9 Prozent
- Berlin: 125 Apotheken weniger = 14,5 Prozent
- Brandenburg: 20 Apotheken weniger = 3,5 Prozent
- Bremen: 20 Apotheken weniger = 12,9 Prozent
- Hamburg: 61 Apotheken weniger = 14 Prozent
- Hessen: 184 Apotheken weniger = 11,7 Prozent
- Mecklenburg-Vorpommern: 37 Apotheken weniger = 9 Prozent
- Niedersachsen: 286 Apotheken weniger = 14 Prozent
- Nordrhein: 382 Apotheken weniger = 15,8 Prozent
- Westfalen-Lippe: 367 Apotheken weniger = 17,3 Prozent
- Rheinland-Pfalz: 190 Apotheken weniger = 17,5 Prozent
- Saarland: 50 Apotheken weniger = 15,5 Prozent
- Sachsen: 74 Apotheken weniger = 7,4 Prozent
- Sachsen-Anhalt: 50 Apotheken weniger = 8,1 Prozent
- Schleswig-Holstein: 108 Apotheken weniger = 15,2 Prozent
- Thüringen: 66 Apotheken weniger = 11,5 Prozent
Wie Anfang der 80er-Jahre
Im Langzeitvergleich liegt die Zahl der Apotheken damit auf dem Niveau von Anfang der 80er-Jahre: 1982 gab es in der ehemaligen BRD 17.869 Apotheken, hinzu kommen 1975 Betriebsstätten in der ehemaligen DDR. Damals wuchsen die Zahlen in beiden Ländern: 1984 waren es in der BRD 18.446 Apotheken, in der DDR 2002 staatliche und private Apotheken.