Sinupret selbst gemacht mit günstigen Mischungen aus dem Kräuterladen. Mit diesem Tipp entließ der SWR die Zuschauer von „Betrifft“ vor einem Jahr in die Nacht. Jetzt wurde der Beitrag noch einmal ausgegraben. Auf 3Sat können Verbraucher heute Abend um 20.15 Uhr noch einmal erfahren, welche Erkältungsmedikamente sie nicht brauchen und warum es Apotheken eigentlich nur ums Verkaufen geht.
Glaubt man der Statistik, kämpfen Erwachsene zwei bis dreimal pro Jahr mit den Symptomen einer Erkältung. Kinder kann es bis zu achtmal erwischen. Hoffnung auf Besserung setzen Verbraucher in Arzneimittel gegen Husten, Schnupfen, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Ein Viertel des Gesamtumsatzes von sechs Milliarden Euro im OTC-Bereich geben Verbraucher für Medikamente gegen eine Erkältung aus. Von den zehn meistverkauften Erkältungsmedikamenten gehen jährlich etwa 50 Millionen Packungen über den Tresen. Ob sie wirklich die Erwartungen erfüllen, beantwortet 3Sat in dieser Woche.
Die Spurensuche werde von unabhängigen Experten aus Medizin und Forschung begleitet, so die Programmankündigung. Der Beitrag soll klären, ob alle zugelassenen Medikamente auch automatisch wirksam sind, welche Rolle der Placebo-Effekt spielt und welche Maßnahmen die Politik ergreift, um die Verbraucher vor dem Geschäft mit der Sehnsucht nach Gesundheit und Genesung zu schützen.
Mit der Kritik der Experten soll die Pharmaindustrie konfrontiert werden. Letztendlich wird aber Kritik an den Apotheken geübt, die Kasse mit der Krankheit machten und die teuren Mittelchen verkauften. 20 Testkäufe mit versteckter Kamera sollen die Beratung in den Apotheken überprüfen. Das Ergebnis: Nur einmal wurde nichts verkauft und die Reporterin mit der Empfehlung, viel zu trinken und Bettruhe einzuhalten, nach Hause geschickt. Bei den anderen Apotheken „ging unter 30 Euro gar nichts“.
Verkauft wurden für den vermeintlich an Husten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen leidenden Mann meist Kombipräparate. Der Herausgeber vom Arznei-Telegramm, Wolfgang Becker-Büser, selbst Arzt und Apotheker, lässt kein gutes Haar an den Produkten, bezeichnet sie als „Schrotschusstherapie“ und beschränkt sich in seiner Empfehlung Monopräparate von Schmerzmitteln und abschwellenden Nasentropfen.
Für den Patienten gebe es mehrere Vorteile, zum einen seien die einzelnen Produkte billiger und zum anderen individuell dosierbar. Für viele Hustenmittel fehlen laut Becker-Büser Studien, die die Wirksamkeit belegen. Prospan würde der Kritiker ganz vom Markt nehmen. Dass der Saft Husten und Schleim löst und den Hustenreiz lindert, hält Becker-Büser für „Wunschdenken“ und „irreführende Werbung“. Kritiker würden von einem Ausnutzen von Sorgen, Ängsten und der Sehnsucht der Menschen, schneller gesund zu werden, sprechen.
Schutz haben die Verbraucher seitens der Politik nicht zu erwarten. Die OTC-Hersteller müssten laut Experten nur die Unbedenklichkeit belegen, die therapeutische Wirkung werde nicht geprüft. Noch geringer seien die Anforderungen an Nahrungsergänzungsmittel (NEM), die lediglich registriert und nicht zugelassen seien. Eine Nutzenbewertung für rezeptfreie Medikamente gebe es nicht.
Erst vor Kurzem wurde in einem Beitrag des NDR-Verbrauchermagazins „Markt“ getestet, was Apotheken zur Prophylaxe von Erkältungen empfehlen und verkaufen. Kritisiert wurde nicht nur, dass die empfohlenen Produkte kaum wirksam seien. Moniert wurde auch, dass in Apotheken Medikamente zur Prophylaxe verkauft werden, obwohl sie eigentlich erst bei ersten Erkältungssymptomen eingenommen werden sollten.
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