„Das A steht nicht für Apotheke, sondern für Auskunft“

Schnelltests mitbringen – und in der Apotheke durchführen lassen?

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Berlin -

Beim Thema Beratungsklau sind die meisten Apotheken bereits leidlich erprobt. Mit der verstärkten Durchführung von Corona-Tests ab März könnte nun aber ein neues Phänomen auf sie zukommen: Menschen, die sich Tests in Drogerien oder anderswo beschaffen und dann in der Apotheke fragen, ob sie die für sie durchführt – kostenlos, versteht sich. So hat es Apotheker Joachim Eggers bereits am Mittwoch erlebt.

Kaum sind die ersten Laientests zugelassen, stehen schon vermeintliche Kunden in der Apotheke und suchen Hilfe, am liebsten natürlich kostenlos. „Wir werden momentan bombardiert mit Fragen zu den Laientest, haben aber selbst Probleme, überhaupt Produkte zu bekommen“, erzählt Eggers, der in Hamburg die Nordsee-Apotheke betreibt. „Und die Preise sind auch noch weit davon entfernt, was sonst als marktüblich gilt.“ Als wäre das nicht schon Ärger genug, muss er nun auch noch vermeintlichen Kunden freundlich erklären, dass er nicht für die Durchführung von Coronatests ohne Vergütung zuständig ist.

Am Mittwoch hatte er nämlich Besuch von einer Erzieherin einer nahegelegenen Kindertagesstätte, der 100 Schnelltests zur Verfügung gestellt wurden. „Die Dame sagte, sie seien eine recht kleine Kita mit sechs Mitarbeitern und hätten eine Online-Schulung zur Durchführung der Test erhalten“, erzählt er. Allerdings sei sie trotz Schulung verunsichert gewesen und hatte die – zugegebenermaßen berechtigte – Sorge, Fehler zu machen. „Das ist ja natürlich nicht deren Fachgebiet. Sie sagt selbst, wenn sie Ärztin hätte werden wollen, hätte sie einiges anders gemacht“, so Eggers. „Im Gespräch kam dann heraus, dass sie eigentlich wissen wollte, ob wir für die Kita die mitgebrachten Tests kostenlos durchführen könnten.“

Der Inhaber blieb darauf nach eigenen Angaben ruhig und diplomatisch. „Ich habe ihr dann ganz klar kommuniziert, dass das nicht möglich ist, weil wir die Räumlichkeiten nicht haben, die Schulungen nicht mitgemacht haben und auch nicht geimpft sind“, erzählt. „Da war die Dame auch verständnisvoll und wir sind wohlwollend auseinandergegangen.“ Dabei habe er sogar Verständnis für die Frau, betont er.

„Ich kann solche Leute sogar verstehen. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen und sich schlimmstenfalls sogar selbst zu infizieren. Deshalb suchen sie Hilfe bei uns Apotheken, weil sie professionelle und fachkundige Beratung erwarten.“ Als Apotheke sei man es bereits gewohnt, dass Kunden mit Produkten aus anderen Geschäften kommen und sich zu den dortigen Käufen beraten lassen wollen. „Das A da draußen steht nicht für Apotheke, sondern für Auskunft. Wir musste schon immer für Anfragen einstehen, für die wir eigentlich gar nicht zuständig sind“, sagt er und nennt als Beispiel insbesondere Blutdruckmessgeräte aus Drogerien, mit denen Menschen in die Apotheke kommen, um sich in der richtigen Anwendung schulen zu lassen.

Doch mit der breiteren Anwendung von Corona-Schnell- und -Laientests in Schulen, Kitas, Betrieben und anderen Einrichtungen könnte das in den kommenden Monaten könnte das Problem noch einmal neuen Schwung bekommen, befürchtet er – was ihn vor allem angesichts des tatsächlich hohen Beratungsbedarfs dieser Produkte erzürnt. „Die Politik will ein Produkt, das meiner Meinung nach in die Apotheken gehört, an uns vorbei in die Bevölkerung bringen, weil unser Gesundheitsminister lieber mit Drogerien und Supermärkten spricht als mit den Apotheken“, so Eggers. „Da hört es in vielfacher Hinsicht auf bei mir. Das ist deshalb ein Thema, bei dem ich mich lieber bedeckt halten will.“

Dabei sehe er durchaus den großen Nutzen, den eine breite Verfügbarkeit von Schnelltests hat – und die Rolle, die Apotheken mit ihrer Flächendeckung und ihrem niedrigschwelligen Zugang spielen könnten. „Ich hätte prinzipiell auch Lust, Tests durchzuführen, aber einerseits habe ich die notwendigen Räumlichkeiten nicht zur Verfügung, andererseits ist mir ohne Impfung das Risiko zu hoch, mein Personal unter diesen Bedingungen zu verheizen. Wenn wegen einer Infektion der ganze Betrieb in Quarantäne geht, ersetzt mir den Ausfall niemand.“ Und auch angedachte Honorar rechne sich nur, wenn man die Testungen entsprechend skalieren könne. „Wenn ich vier bis sechs Tests pro Stunde schaffe, dann habe ich einen niedrigeren Stundenlohn als ein Handwerksgeselle. Dafür riskiere ich doch meine Gesundheit nicht. Man sollte nicht von uns erwarten, dass wir solche Dienstleistungen für einen Apfel und ein Ei erledigen und am Ende noch mit Verlust herauszugehen.“

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