Apothekerin Claudia Rabe aus Chemnitz hat ihren Aktenkeller in ein Schnelltest-Zentrum umgewandelt. Die Inhaberin der Apotheke Borna wirbt im Schaufenster mit der neuen Dienstleistung, verzichtet aber auf ein komplexes Buchungssystem. „Ich brauche keinen Firlefanz“, sagt sie. Die Nachfrage ist im Gegensatz etwa zu Kollegen in Baden-Württemberg sehr gering. „Ich habe es mir schlimmer vorgestellt“, sagt sie.
Rabe hat die Schnelltests nach Weihnachten in ihr Serviceangebot aufgenommen. „Da war der erste Hype schon vorbei.“ Dennoch ist sie über die geringe Nachfrage der Kunden erstaunt. Von den insgesamt rund 100 Getesteten seien lediglich fünf Privatpersonen gewesen. „Das habe ich nicht für möglich gehalten. Ich dachte, ich werde überrannt und habe es mir dramatischer vorgestellt.“
Der große Ansturm blieb bis jetzt aus: Anfragen kämen vor allem von Firmen wie etwa ein Fußpflegeanbieter, der wieder öffnen dürfe oder Grenzpendlern. „Ich dachte, das Angebot stößt auf mehr Interesse.“ Den Grund dafür vermutet sie eventuell in der Lage. Ihr Betrieb ist eine Stadtrand-Apotheke mit viel Stammkundschaft. Zudem sitze das Geld in der Region nicht so locker wie in anderen Gebieten Deutschlands.
Zwar fragten viele Kunden nach dem neuen Service – etwa wie die Schnelltests ablaufen oder wie viel sie kosten. Rabe verlangt wie viele Kollegen rund 30 Euro. „Wenn die Tests kostenlos sind, dann kommen sie gelaufen“, vermutet die Apothekerin. Sie stellt jedoch klar: „Wenn die Vergütung bei 9 + 9 Euro liegt, überlege ich mir, ob ich mein Testkellerchen gleich wieder zumache.“ 25 Euro sei die absolute Grenze. „Ob ich das Testangebot durchziehe, entscheidet sich am Geld.“ Immerhin benötige sie mindestens zehn Minuten für Beratung und zum Ausfüllen der Formulare. „Ich will mir diese Zeit für die Sorgen und Fragen meiner Kunden nehmen.“
Die Apothekerin organisiert die Tests nicht über ein Online-Buchungssystem. „Ich nehme die Anfragen über das Telefon an.“ Getestet wird in der Apotheke Borna ausschließlich durch die Chefin. „Ich will das meinen Mitarbeiter:innen nicht auch noch zumuten“, sagt Rabe. Sie beschäftigt drei PTA, eine PKA und einen Fahrer. „Die haben ohnehin schon genug zu tun.“
Anders sieht die Situation in Baden-Württemberg aus: In den Dr. Hörnlein`s Apotheken herrscht ein großer Ansturm auf die Schnelltests. „Die Resonanz ist enorm“, sagt Apotheker Dr. Rainer Hörnlein. In den sechs Apotheken der Familie wird so viel getestet wie möglich. „Wir testen je nach Standort im Nachtdienstzimmer, über das Fenster oder auf einer überdachten Terrasse.“
Die Nachfrage habe sich geändert: „Bis vor 14 Tagen waren es vor allem Selbstzahler. Jetzt sind es viele Institutionen wie Behörden oder Kindergärten.“ Zum Wochenenden hin ließen sich wiederum mehr Privatpersonen untersuchen. Die Mitarbeiter testeten vor allem in Randzeiten und in ihrer Mittagspause. Der Apotheker stößt personell an Grenzen. Personal werde ohnehin schon händeringend gesucht, sagt er. „Ich stelle jetzt eine Krankenschwester ein. Qualifizierte Mitarbeiter zu finden, ist aber schwer.“
Hörnlein erwartet, dass die Nachfrage auch weiterhin hoch sein wird. „Allerdings wissen wir gerade nicht, wo die Reise hingeht. Wichtig ist es flexibel zu sein, denn die Lage ändere sich täglich. „Wir brauchen neue Dienstleistungen in der Apotheke. Für die Apotheken bietet die momentane Situation eine große Chance.“ Sorgen, die Nachfrage nach Tests verlagere sich künftig in andere Branchen, hat er nicht. „Man wird immer Tests von geschultem Personal mit einer validen Bescheinigung benötigen, um etwa über eine Grenze zu fahren oder Angehörige in der Klinik zu besuchen.“ Kunden können sich wie bei anderen Apotheken-Testzentren online anmelden. Das System wird gerade umgestellt, um die Abläufe noch effizienter zu machen. „Dann können wir alle drei Minuten einen Test durchführen.“
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