Schnee und Glätte sorgen in Bayern vielerorts für Verkehrschaos. In München entschied sich ein Apotheker deshalb gestern kurzerhand, in der Apotheke zu übernachten. Ingo Beer pendelt von Weilheim in die rund 50 Kilometer entfernte Landeshauptstadt. „Das hätte sich für mich nicht rentiert“, sagt der Filialleiter der Marien Apotheke München.
Der Dienst von Beer endete gestern um 20 Uhr. Mit dem Zug fährt er vom Sendlinger Tor knapp eine Stunde in die Kreisstadt Weilheim in Oberbayern. „Ich bin um halb zehn daheim und gehe morgens um kurz nach 6 Uhr wieder los“, sagt er. Die Apotheke öffnet um 8 Uhr. Angesichts des Schnees und der unsicheren Verkehrslage rund um die Landeshauptstadt bezog er gestern das Notdienstzimmer.
Die Deutsche Bahn sperrte wegen des massiven Schneefalls in der Alpenregion bereits mehrere Strecken etwa zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden sowie in Österreich. Grund seien anhaltender Schneefall, Schneebruch und Lawinengefahr. Umstürzende Bäume können schnell zu langen Verzögerungen führen, wenn sie auf Straßen oder Schienen fallen. „Das Pendeln ist bei diesem Wetter schwierig“, sagt Beer. In München selbst laufe der Verkehr.
Beer kündigte seinem Team gestern an, in der Apotheke zu übernachten. Sein Chef, Kammerpräsident Thomas Benkert, habe kein Problem damit, wenn er das Notdienstzimmer nutze. „Ich habe abends noch die Kasse gemacht und bin E-Mails durchgegangen“, so Beer. Wegen stürmischen Wetters entschloss er sich schon vor Jahren einmal, nicht nach Hause zu fahren und in der Apotheke zu nächtigen.
Im Notdienstzimmer sei es gemütlich, so Beer. In der Apotheke gebe es noch weitere Schlafmöglichkeiten. Im Keller etwa stehe eine Beistellcouch. Dort sei es ruhiger als im Notdienstzimmer. Der Pharmazeut nutzte die Gelegenheit bereits öfter. „Wenn ich auf der Wiesn bin, schlafe ich auch hier.“ Die Filiale am Sendlinger Tor liegt nur rund einen Kilometer von der Theresienwiese entfernt.
Arzneimittel gab Beer vergangene Nacht nicht ab. Die Apotheke blieb geschlossen. „Ich wollte meine Ruhe haben.“ Kommenden Sonntag quartiert sich Beer wieder in der Apotheke ein. Diesmal aber offiziell. Er hat Notdienst.
Der starke Schneefall in der Alpenregion und im Erzgebirge wird für Apotheken vor Ort zur Herausforderung. Lieferungen kommen verspätet, Großhändler müssen teilweise Touren absagen und Pharmazeuten und PTA ihre Kunden vertrösten. Die Angestellten versuchen, dringend benötigte Arzneimittel bei Bedarf auszuliefern. Noch ist die Versorgung gewährleistet.
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