Elefanten-Apotheke in Solingen

Schließung ohne Tränen

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Berlin -

Die Innenstadt von Solingen leidet seit Jahren unter Leerstand – wo früher hochwertige Einzelhandelsgeschäfte waren, klaffen heute leere Schaufenster. Ende Juni muss auch die Elefanten-Apotheke schließen. Die Apothekerin ist aber nur partiell traurig.

Geweint wird nicht. Sie hat ihren Abschied nämlich lange und klug geplant: Alle Mitarbeiter von Susanne Richter-Weidenbusch haben neue Stellen gefunden, einige sind in den Ruhestand gegangen: „Ein paar davon waren mehr als 30 Jahre in der Apotheke“, erzählt die 70-Jährige. Sie hat die Elefanten-Apotheke vor 40 Jahren übernommen, gegründet wurde sie im Jahr 1955.

Die Schließung kommt nicht überraschend, seit Jahren trägt sich Richter-Weidenbusch mit dem Gedanken, aufzuhören. „In den vergangenen Jahren haben wir im Umfeld 17 Ärzte verloren“, sagt sie. „Auch der Markt, der früher drei Tage pro Woche vor unserer Haustür war, wurde eingestellt. Der brachte früher viel Trubel – und Kundschaft.“ Immer mehr Kunden blieben aus, in der Nachbarschaft musste Geschäft um Geschäft aufgeben. „Um uns herum ist reiner Leerstand“, sagt die Apothekerin. Der Markt zog an einen neuen Standort, als vor fast sechs Jahren das Einkaufszentrum Hofgarten eröffnet wurde.

„Über die Hälfte unserer Kunden waren Stammkunden, ohne die wir die letzten Jahre gar nicht überstanden hätten“, erzählt sie. „Ich bin jetzt 70 Jahre alt und möchte die Apotheke nicht mehr als Hobby weiterführen“, lautet ihr Entschluss. Ihr Team wird sie vermissen – die Bürokratie, die eine Apotheke mit sich bringt, hingegen nicht. „Wir waren ein ausgesprochen nettes Team. Vor zehn Jahren hätte ich die Apotheke noch wunderbar verkaufen können. Heute könnte ich sie bestenfalls verschenken, denn sie rechnet sich nicht mehr.“

Sie schließt „mit freudigem Herzen“, denn sie beruhigt, dass ihre Mitarbeiter gut versorgt sind: „Ich habe lange nach guten Lösungen gesucht.“ Über die Jahre hat sie in Erwartung keiner Verbesserung in der Innenstadt Personal abgebaut. „Wir waren mal 19, jetzt sind wir noch neun. Wir haben Stellen nicht mehr neu besetzt, wenn jemand in Rente ging oder gekündigt hat.“

Den Politikern in Solingen stellt sie kein gutes Zeugnis aus: „Die Stadtentwicklung hat sich an uns vorbei entwickelt. Die Kaufkraft für mehrere Einkaufszentren fehlt hier.“ Mehrere Versuche, die Innenstadt wieder attraktiver zu machen, sind gescheitert, nun soll eine neuerliche Initiative – das „Projekt 2030“ - die Menschen wieder in die Innenstadt locken. Sie ist skeptisch, denn viele Kunden gehen lieber in den Einkaufszentren shoppen – ein klassisches Problem vieler deutscher Städte. Zudem bedroht der Online-Handel alteingesessene Unternehmen. Die Folge sind leere Innenstädte.

„Auch die Ärzte sind an attraktivere Standorte gezogen“, erzählt die Apothekerin. „Man kann das als Kaufmann nicht steuern, weil man keinen Einfluss darauf hat, ob zum Beispiel ein Markt umzieht oder irgendwo ein neues Einkaufszentrum eröffnet wird. Wir waren mal die zweitgrößte Apotheke in Solingen.“

Die gute Nachricht für die Patienten: Sie werden viele liebgewonnene Gesichter aus der Elefanten-Apotheke demnächst in der Schwanenapotheke am Ufergarten wiedersehen. „Die Apotheke ist nur ein paar Minuten von unserer entfernt.“ Dort stimmt das Umfeld, das eine Apotheke braucht: „Es gibt einen Bus vor der Haustür und acht Ärzte.“

Ihre Stammpatienten hat sie schon vor einiger Zeit über ihre Pläne informiert. „Wir bekommen viele Anrufe, die Menschen sind betroffen. Wir sind bekannt dafür, dass wir uns Zeit nehmen, um eine gute Beratung zu gewährleisten.“ Die schönste Liebeserklärung war diese: „Als wir von der Schließung der Apotheke erfahren haben, hat uns das Frühstück nicht mehr geschmeckt“, haben Stammkunden gesagt. Was aus der Immobilie der Elefanten-Apotheke wird, weiß sie nicht: „Man sucht verzweifelt nach einem Nachmieter.“ Am 30. Juni ist der letzte Tag in der Elefanten-Apotheke. Für die Apothekerin beginnt dann der wohlverdiente Ruhestand: „Ich möchte einfach die Zeit genießen und reisen.“

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