Sechs Jahre nach der Übernahme schließt Johannes Köhne seine Filiale. Die Markt-Apotheke in Siegen trifft es fünfzig Jahre nach der Gründung. Der Betrieb sei „deutlich kleiner“ als die Hauptapotheke, sagt Köhne. Er gehöre – wie noch viele weitere – zu den „Schließungs-Kandidaten“.
Köhne übernahm zwei Apotheken von seinem Vater. Ende März schließt er die Filiale. „Es sind wirtschaftliche Gründe, wie bei anderen Inhabern auch“, sagt er. Akut sei dazugekommen, dass er eine neue Filialleitung hätte einstellen müssen. Es sei schwierig, einen Ersatz zu finden.
Die Filiale gehöre zu einer Apothekengröße, die künftig keinen Bestand habe werde, sagt Köhne, der auch Apothekenbetriebswirt ist. „Die Schließung wäre gekommen.“ Die Markt-Apotheke erziele mit einer durchschnittlichen Kundenzahl von 80 bis 120 Menschen pro Tag lediglich ein Fünftel des Umsatzes der Hauptapotheke.
Aktuell sei das Geschäft mit der Filiale ein „Nullsummenspiel“. Im kommenden Jahr hätte er „Geld reinschießen müssen“. Vor zehn Jahren habe man sich diese Subventionierung noch leisten können. „Die Ertragssituation war anders, man konnte noch mehr mitziehen.“
Der Inhaber betont, dass es richtig sei, auf wirtschaftliche Aspekte zu schauen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Aus diesem Grund gingen „manche Schließungen in Ordnung“. Noch gebe es im Umfeld keinen akuten Versorgungsengpass. Doch die Schließungswelle gehe noch weiter, prognostiziert er. „Das wird noch bitter enden.“
Die Markt-Apotheke ist kein Einzelfall. Laut Erhebungen der Treuhand Hannover gab es im vergangenen Jahr mehr als 1400 Apotheken, die defizitär liefen. Diese würden aus dem Markt ausscheiden, ebenso diejenigen, die im Verbund noch „durchgeschleppt“ würden, sagte Dr. Sebastian Schwintek, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover. Das Betriebsergebnis liege in dieser Gruppe bei rund 17.000 Euro.