Retax, Re-Retax und Schließung Julia Pradel, 28.12.2015 11:27 Uhr
Apothekerin Anita Beers bekam ein besonderes Weihnachtsgeschenk: Eine Rückzahlung von der AOK Nordwest. Bei einem Kinderrezept hatte sie versehentlich die Zuzahlungsbefreiung vergessen und der Kasse entsprechend zu wenig in Rechnung gestellt. Die AOK hat den Fehler bemerkt und ihr 6,19 Euro zurückerstattet – leider zusammen mit zwei weiteren Retaxationen über rund 100 Euro.
Bei einem Kinderrezept hatte Beers versehentlich die Zuzahlung von 6,19 Euro abgezogen. Wahrscheinlich sei das Rezept falsch bedruckt und dann vergessen worden, es zu korrigieren, vermutet die Apothekerin. Dass die Zuzahlung tatsächlich vom Patienten gezahlt wurde, kann sie sich nicht vorstellen. „Dieses Geld haben wir nun zurück bekommen.“
Allerdings flatterten der Inhaberin der Löwen-Apotheke zusammen mit der Re-Retax auch zwei berechtigte Retaxationen ins Haus. Beers hatte statt der rabattierten Teststreifen einen Reimport abgegeben. Darüber ärgert sie sich besonders, weil die neuen Verträge nicht in der Software hinterlegt waren und es kein Rundschreiben ihres Verbands gegeben habe.
Dass eine Kasse einen Fehler zu ihren Gunsten korrigiert, hat die Apothekerin in zwölf Jahren Selbstständigkeit zum ersten Mal erlebt. Insgesamt sind die Erfahrungen mit der AOK Nordwest eher negativ – die meisten Patienten sind bei der Ortskrankenkasse versichert, entsprechend kommen auch die meisten Retaxationen von dort.
Einmal traf es die Apothekerin besonders hart: „Da hat mir die Retaxation der AOK das Genick gebrochen“, erzählt sie. Ihre damalige Apotheke hatte einen Stomapatienten versorgt – versehentlich auch noch dann, als die AOK bereits einen Rabattvertrag mit einem Unternehmen abgeschlossen hatte und die Apotheke nicht mehr versorgungsberechtigt war.
Ein Jahr lang lieferte Beers Stomazubehör im Wert von rund 10.000 Euro aus. Von der AOK Nordwest sah sie keinen Cent, trotz langer Verhandlungen, wenigstens einen Teil des Geldes zu erhalten. Die Apotheke musste sie schließlich schließen.
Auch die Löwen-Apotheke schließt Beers zum Ende des Jahres. Ihre Filiale, die Wellenkamp-Apotheke im Südwesten von Itzehoe, wird ihre neue Haupt- und einzige Apotheke. „Man findet keinen Vertreter“, erzählt Beers. Die Arbeit stemmte sie zusammen mit einem PTA. Selbst krank musste sie in der Apotheken stehen. „Der persönliche Einsatz war einfach zu hoch“, so ihr Fazit.
Hinzu sei gekommen, dass die Geschäfte in der Umgebung reihenweise geschlossen hätten, erzählt Beers. „In der Löwen-Apotheke war der Umsatz rückläufig.“ Die Entscheidung, die Löwen-Apotheke zu schließen, fiel Beers dennoch nicht leicht, schließlich handelt es sich um eine relativ alte Apotheke. Aber die Patienten seien dank der umliegenden Apotheke versorgt – und ihr PTA habe auch schon einen neuen Job gefunden.