Unruhe wächst – Apotheker laufen davon

Schlaflose Nächte: Apotheker verzweifeln an AvP

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Berlin -

Dass das Rechenzentrum einmal nicht pünktlich überweisen würde, hätten sich die meisten Apotheker wohl nie träumen lassen. Doch genau dieser Worst Case ist jetzt eingetreten: Kunden von AvP warten teilweise seiner einer Woche auf ihr Geld und sehen sich gezwungen, selbst mit ihren Lieferanten zu sprechen. Diese fragen teilweise schon vorsichtig nach, bei welchem Rechenzentrum ihre Kunden sind. Die Verunsicherung wächst stündlich, denn eigentlich wollte AvP die Situation zügig auflösen. Drei Kollegen berichten, was sie in diesen Tagen durchmachen.

Seit Tagen wartet Albert Klinkhammer von der Ehrenfeld Apotheke in Köln auf sein Geld von AvP: „Ich werde langsam nervös“, so Klinkhammer, dem 150.000 Euro aus der letzten Rezeptabrechnung von August auf dem Konto fehlen. Die Kommunikation mit AvP sein eine „Katastrophe“, schimpft er. Tagtäglich habe er E-Mails an AvP gerichtet und keine Antwort erhalten. Und das Rundschreiben von Firmenchef Wettstein hat ihn nicht zufriedengestellt: „Was ist bei AvP los?“, will er wissen.

In der letzten E-Mail hat er AvP rechtliche Schritte angedroht – wieder keine Reaktion. „Ich werde jetzt kündigen“, so Klinkhammer. Mit einem anderen Apothekenrechenzentrum hat er bereits Kontakt aufgenommen. Die Unterlagen liegen unterschriftbereit auf seinem Schreinbtisch. Jetzt überlegt er, ob er sogar zweigleisig fahren soll: Die September-Rezepte will Klinkhammer nicht mehr an AvP übergeben, wenn das Geld nicht kommt: „Dann arbeite ich lieber mit zwei Rechenzentren zusammen.“ Klinkhammer will auf der sicheren Seite sein, denn auf 150.000 Euro verzichten kann er so einfach nicht.

Mit seinem Großhandel hat er bereits eine Stundung bis Ende September vereinbart. „Mein Großhändler hält still. Wenn das Geld aber dann immer noch nicht da ist, muss ich zur Bank gehen“, so Klinkhammer. Die ihm durch die Zahlungsverzögerung entstehenden Kosten will der Apotheker AvP in Rechnung stellen: den Verlust des Skontos beim Großhandel und gegebenenfalls Zinsen für Kreditlinie seiner Bank. Immer noch hofft Klinkhammer, dass die Zahlungsprobleme bei AvP nicht zu einem Totalverlust seiner Rx-Umsätze im August führen.

Nicht anders ergeht es Apothekerin Brynja Nickel von der Apotheke Nickel im Praxiszentrum: „Ich habe schlaflose Nächte“, berichtet die Appthekerin. Sie hat inzwischen ihren Abrechnungsvertrag mit AvP fristlos gekündigt – wegen Nichterfüllung. „Ich habe null Vertrauen mehr in AvP.“ Per Einschreiben hat sie die Kündigung an AvP geschickt, weil sie mit der Kommunikation nicht weiterkommt: „Der Außendienst ist abgetaucht, im Dialogcenter hänge ich nur in der Warteschleifen. Das ist ein No-Go“, schimpft sie.

120.000 Euro fehlen Nickel: „Ich habe weder das Geld noch die Abrechnung erhalten.“ Sie hat bereits mit ihrem Großhändler gesprochen, der habe Verständnis gezeigt. „Aber jetzt muss noch mit meiner Bank reden. Das sind alles Dinge, die man nicht so gerne tut. Für so etwas habe ich absolut kein Verständnis.“

Eine Apothekerin aus Süddeutschland, die anonym bleiben möchte, schimpft ebenfalls auf AvP: Sie habe noch nicht einmal einen Kontoauszug erhalten. Allerdings habe sie via „Mein AvP“ sehen können, dass ihre Rezepte bereits eingescannt worden seien. Daraus schließt sie, dass die Rezepte bereits bei den Krankenkassen angekommen und von dort an AvP bezahlt worden sein müssten. „Wo ist mein Geld“, fragt sie sich nun. Auch ihr Außendienstler ist nicht mehr erreichbar und per Telefon kommt ebenfalls kein Kontakt zustande. „Ich wechsle auf jeden Fall.“ Inzwischen hat sie AvP per Fax untersagt, Rezepte ihrer Apotheke abzurechnen.

 

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