L-Thyroxin: Aufzahlung bei Thyronajod Julia Pradel, 19.06.2015 15:23 Uhr
Den Apotheken droht neuer Ärger mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin: Ab Juli gelten erstmals Festbeträge für die Kombination des Hormons mit Kaliumiodid. Doch nicht alle Hersteller machen das mit. Marktführer Sanofi hat bereits angekündigt, sein Präparat Thyronajod (Henning) nicht zum Festbetrag anzubieten. Andere Anbieter senken ihre Preise zwar ab – da die Kombination aber auf der Aut-idem-Liste steht, wird den Patienten das Wechseln erschwert.
Anders als bei früheren Festbetragsabsenkungen können Apotheker den Patienten nicht einfach Generika anbieten – denn die Kombination Levothyroxin/Kaliumiodid steht seit dem 10. Dezember auf der Subsitutionsausschussliste. Seitdem dürfen die Präparate in den Apotheken nicht mehr ausgetauscht werden. Weder Lieferengpässe noch pharmazeutische Bedenken können die Apotheker gegen eine Pflicht zur Abgabe des verordneten Präparates ins Feld führen.
„Der Wechsel ist nicht einfach“, bestätigt eine Sanofi-Sprecherin. Um die Diskussion mit Patienten, die künftig aufzahlen müssen, zu erleichtern, bietet der Hersteller den Apotheken einen Informationsbrief. In dem Schreiben an die Patienten erklärt Sanofi: „Wir bedauern diese Entwicklung, sehen uns aber nicht in der Lage, weitere Kostenreduktionen zu kompensieren, ohne die Qualität zu gefährden, die Sie von Henning gewohnt sind.“ Immerhin seien Schilddrüsenhormone in der Herstellung und der Qualitätssicherung anspruchsvoll und komplex.
Derzeit kostet beispielsweise die 50er-Packung Thyronajod 100 im Verkauf 18,37 Euro. Der Festbetrag liegt bei 14,20 Euro. Die gesamte Differenz sollen die Patienten aber nicht aufzahlen müssen: Sanofi geht zwar nicht bis auf den Festbetrag, kommt den Patienten aber entgegen und senkt die Preise. Die Aufzahlung bei den verschiedenen Packungsgrößen und Wirkstärken liegt zwischen zwei und drei Euro.
Sanofi ist im nicht nur bei Levothyroxin, sondern auch bei der Kombination mit Kaliumiodid Marktführer. Laut Arzneiverordnungsreport wurden im vergangenen Jahr 183 Millionen Tagesdosen des Präparats Thyronajod abgegeben. Das Präparat liegt auf Platz 49 der meist verordneten Arzneimittel. Es wurde fast 1,9 Millionen Mal verordnet, den Kassen entstanden Kosten von 36 Millionen Euro.
Außerdem hat der Hersteller L-Thyroxin Henning Plus im Portfolio, auf das 15 Millionen Tagesdosen entfielen. Das Präparat wurde 150.000 Mal für insgesamt 2,7 Millionen Euro verordnet. Ähnlich wie bei Thyronajod soll der Preis für das Präparat gesenkt werden, aber nicht bis auf das Festbetragsniveau.
Die Konzerntochter Winthrop hat derzeit die teuersten Levothyroxin/Kaliumiodid-Arzneimittel im Programm. Insgesamt wurden knapp 5 Millionen Tagesdosen des L abgegeben. 2014 wurde das Präparat 47.000 Mal für insgesamt 1,1 Millionen Euro zu Lasten der Kassen abgegeben. Würden die Preise nicht gesenkt, würden Aufzahlungen von bis zu 15,28 Euro fällig. Um das zu verhindern, werden laut Sanofi die Preise so angepasst, dass Patienten maximal zehn Euro zahlen müssen.
Hexal folgt an zweiter Stelle mit 61 Millionen Tagesdosen – einem Drittel des Absatzes des Spitzenreiters. Hexal liegt bereits heute mit fast allen Packungsgrößen und Wirkstärken unter dem Festbetragsniveau. Lediglich L-Thyrox Jod 100/100 läge ungefähr 50 Cent über dem Festbetrag. Das Arzneimittel wurde im vergangenen 625.000 Mal verordnet, den Kassen entstanden Kosten von 8,8 Millionen Euro.
Jodthyrox von Merck Serono liegt mit 29 Millionen Tagesdosen an dritter Stelle. 294.000 Mal für insgesamt 5,7 Millionen Euro wurde das Präparat 2014 verordnet. Würde der Hersteller seine Preise nicht absenken, müssten Patienten zwischen vier und sieben Euro aufzahlen.
Aristo hat zwei Kombinationspräparate im Programm: L-Thyroxin Iod Aristo mit 28 Millionen Tagesdosen und Eferox Jod mit 26 Millionen Tagesdosen. Ersteres wurde im vergangenen Jahr 285.000 Mal für insgesamt 4,1 Millionen Euro zulasten der Kassen abgegeben, letzteres 263.000 Mal für insgesamt 3,9 Millionen Euro. Ein Unternehmenssprecher erklärte, dass zum 1. Juli die Preise für alle Produkte auf oder unter den Festbetrag abgesenkt werden.