Schadenersatzklage

Nach Schließung: Apotheker verklagt Vermieterin

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Berlin -

Der Countdown läuft: Heute ist in der Kölner Maxmo-Apotheke Schlüsselübergabe. Apotheker Steffen Kuhnert hat den Mietvertrag für den Betrieb wegen Schimmel im Keller fristlos gekündigt, seit vier Wochen wird abgebaut und ausgeräumt. Doch der Ärger geht weiter: Nun muss ein Gericht klären, wie viel Schadenersatz ihm zusteht. Es geht um viel Geld.

Die Probleme im Haus Hohe Straße 89 sind vielfältig und mit dem Auszug noch lange nicht gelöst. Den Schaden, der ihm entstanden ist, beziffert Kuhnert mit mindestens 500.000 Euro. „Wenn das Mietobjekt nicht dem Mietvertrag entspricht, hat der Mieter Anspruch auf Schadenersatz“, sagt er.

Derzeit klärt er mit Experten, welche Posten er in seine Rechnung aufnehmen wird. Seine diesbezügliche Liste umfasst Verdienstentgang (der Mietvertrag war auf zehn Jahre abgeschlossen und würde rein theoretisch noch sieben Jahre laufen), die Kosten für den Abbau und Schadenersatz sowohl für den Wasserschaden als auch für fehlende Brandschutzeinrichtungen. „Allein der Abbau der Apotheke kostet rund 50.000 Euro“, sagt er, „dies ist durch die Kostenvoranschläge belegbar.“ Für Anwalts- und Gerichtskosten sind bislang rund 15.000 Euro angefallen.

„Ich klage seit drei Jahren gegen die Vermieterin“, sagt er. Der Ärger fing schon kurz nach der Eröffnung seiner Maxmo-Apotheke an. „Bei der ersten Besichtigung habe ich die Wasserflecken im Keller nicht gesehen“, sagt er. Als er sie monierte, wurden sie von der Vermieterin behoben: „Aus meiner Sicht wurde das nicht fachgerecht ausgeführt, sondern nur kaschiert. Ein Jahr später sind die Wasserflecken wieder in Vorschein getreten, die Wände im Keller waren sichtbar feucht. Ab Anfang 2017 gab es dann erste Schimmelflecke.“

Im Keller der Apotheke im Herzen Kölns befand sich der Raum für die Nacht- und Notdienste, eine kleine Küche, ein Bad für Mitarbeiter und ein Zwischenlager. „Darüber hinaus gibt es eine offene Treppe zum HV“, sagt er. Er ließ ein Gutachten erstellen, das er im Juli erhielt: „Seitdem weiß ich, dass es sich bei dem Schimmel um Altschäden handelt. Deshalb habe ich umgehend den Mietvertrag fristlos gekündigt. Es gab für meine Apotheke keine Perspektive mehr.“

Nach monatelangen Querelen hatte Kuhnert keine Alternative mehr gesehen. „Der Betriebsrat hatte empfohlen, den Mitarbeitern die Nutzung des Kellers zu untersagen. Die Feuchtigkeit drohte sich bereits im Verkaufsraum im Erdgeschoss auszubreiten.“ Die erste Klage gegen die Kölner Vermieterin läuft seit drei Jahren. Es geht nicht nur um Schimmel, sondern auch um nicht ausreichenden Brandschutz. „Es mussten einige Arbeiten ausgeführt werden, jetzt geht es darum, wer die Zeche zahlt. Ich bin der Auffassung, dass das Sache des Vermieters ist, die Vermieterin sagt, ich müsse bezahlen. Im Juli wurde ein richterliches Gutachten veröffentlicht. Dieses hat ergeben, dass der aktuelle Brandschutz nicht den Erfordernissen entspricht. Er stammt aus den 80er-Jahren.“

Kuhnert hofft, dass das Gericht bald eine Entscheidung fällt: „Dem Gutachten soll ein Urteil folgen, im Idealfall bald.“ Das Gutachten hat 5000 Euro gekostet, auch diese Summe will er von der Vermieterin erstattet bekommen. Alle Versuche, die Vermieterin für eine Stellungnahme zu erreichen, liefen ins Leere.

Die letzten Wochen waren anstrengend für den engagierten Apotheker: Anfang August musste er schweren Herzens seinen 14 Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen. Er sagt: „Alle haben mir bis zum letzten Tag die Stange gehalten und beim Abbau mitgeholfen.“ Als Dankeschön lud er das Team in die Früh-Brauerei ein. „Es war ein sehr emotionaler Abend, aber gleichzeitig auch sehr schön, noch einmal zusammenzukommen.“ An diesem Ort hatte vor mehr als drei Jahren die Planung seiner Apotheke ihren Lauf genommen, dort fand die erste kleine Teamsitzung statt.

Als er die Apotheke in bester Innenstadtlage im Oktober 2014 eröffnete, war sie eine Vorzeige-Apotheke, die er für rund eine Million Euro ausstatten ließ. Komplette Sichtwahl aus digitalen Touchscreen-Monitoren, Kuhnert hatte das gesamte Haus gemietet, im oberen Geschoss befanden sich die Büroräume.

Sein Büro bezieht der Unternehmer künftig zu Hause unterm Dach. Es muss ja mit den beiden Maxmo-Apotheken in Düren weitergehen. Für den Fall, dass jemand einen drei Jahre alten Rowa-Automaten braucht: Für 50.000 Euro wäre der Vmax wohlfeil.

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