Sanofi steht vor der nächsten wettbewerbsrechtlichen Auseinandersetzung. Betroffen ist Thomapyrin Tension Duo (Ibuprofen/Coffein). Allerdings ist für das Schmerzmittel kein Rückruf zu befürchten. Sanofi musste lediglich seinen eLearning-Kurs vorzeitig beenden.
In einer Mail teilt Dr. Martin Bade, Chef der Firma Retail Tools Neuss (RTN), den Guten-Tag-Apotheken mit, dass der Kurs zu Thomapyrin Tension Duo, der eigentlich bis zum 10. März laufen sollte, frühzeitig beendet werden müsse. „Aufgrund einer wettbewerbsrechtlichen Auseinandersetzung bezüglich an Fachkreise adressierte Werbeaussagen zu Thomapyrin Tension Duo ist es Sanofi einstweilig untersagt, mit bestimmten Angaben zu werben“, bestätigt eine Konzernsprecherin. Das Arzneimittel darf jedoch weiter abgegeben werden. Eine Neuauflage des Videos wird es dem Vernehmen nach nicht geben.
Im Wesentlichen geht es um drei Passagen des Videos. Tabu sind die Äußerungen „im Alltag schneller als Ibuprofen-Lysinat“, „genauso gut verträglich wie Ibuprofen-Lysinat“ und „sicher weniger Schmerzmittel nötig“.
Thomapyrin Tension Duo ist die erste Ibuprofen-Coffein-Kombination auf dem deutschen Markt. Im zweiten Anlauf wurde die Fixkombination aus 400 mg Ibuprofen und 100 mg Coffein aus der Verschreibungspflicht entlassen. Der OTC-Switch wurde für die orale Anwendung zur Behandlung von akuten, mäßig starken Schmerzen bei Erwachsenen beschlossen. Eine Studie bestätigt dem Arzneimittel einen schnelleren Wirkeintritt als Ibuprofen. „Thomapyrin Tension Duo kommt unter Alltagsbedingungen, das heißt auf nicht nüchternen Magen, 23 Minuten schneller im Blut an als sein Einzelwirkstoff Ibuprofen“, so das Ergebnis.
Der schnellste zu sein, beansprucht Dolormin extra (Johnson & Johnson) bereits für sich. Auf der Website steht weiß auf rot „keiner ist schneller“ sowie „Bei Kopfschmerzen: Dolormin extra. Keiner ist schneller.“ Wer denn der schnellste ist, wollte auch Bayer wissen und hat den Zerfall und die Bioverfügbarkeit von Aspirin 500 mg überzogene Tabletten in einer pharmakoszintigraphischen Darstellung im Vergleich zu Ibuprofen und Ibuprofen-Lysin – entsprechend 400 mg Ibuprofen – am Menschen untersucht. Die Daten zeigen: Aspirin zerfällt binnen neun Minuten vollständig, die Ibuprofen-Varianten benötigten hingegen 37,5 Minuten. Somit zerfällt das Bayer-Original im Median viermal schneller als Ibuprofen. Daraus resultiert für die Acetylsalicylsäure (ASS) eine raschere Anflutung. Die maximale Plasmakonzentration ist bereits in einem Zeitraum von 20 Minuten erreicht. Zum Vergleich: Ibuprofen benötigt 68 Minuten und Ibuprofen-Lysin 42 Minuten zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration. Somit flutet die ASS im Aspirin dreimal schneller als Ibuprofen und zweimal schneller als das „schnelle“ Ibuprofen an.
Sanofi muss außerdem seit Anfang des Monats um Mucosolvan Phyto Complete zittern. Der Schutzverband gegen Unwesen in der Wirtschaft hatte eine einstweilige Verfügung gegen den Konzern erwirkt; der die Apotheken über den Vertriebsstopp informiert hatte. Bis eine Entscheidung im Hauptsacheverfahren fällt, darf das Produkt nicht abgegeben werden. Außerdem darf das Produkt nicht beworben werden, bis die Sache endgültig geklärt ist. „Zu beachten ist, dass die Qualität von Mucosolvan Phyto Complete nicht in Frage gestellt wird“, betont Sanofi.
Der Hustensaft mit Thymian, Spitzwegerich und Honig ist als Medizinprodukt auf dem Markt. Laut Schutzverband ist das Präparat jedoch als Arzneimittel einzustufen. Einerseits würden unter der Dachmarke Mucosolvan ausschließlich apothekenpflichtige Arzneimittel vertrieben, schon deswegen sei der Newcomer als Präsentationsarzneimittel einzustufen, argumentiert der Schutzverein. Andererseits hätten die Inhaltsstoffe Thymian und Spitzwegerich eine pharmakologische Wirkung.
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