Zu hoher Umsatzverlust

Sachsen-Protest: „Wenn wir streiken, können wir ganz schließen“

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Berlin -

Die Pläne des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) und sein Verhalten gegenüber den Apothekenteams haben es regelrecht provoziert: Der Sächsische Apothekerverband (SAV) ruft den heutigen 2. Oktober als Protesttag aus. Von der Kammer gab es ebenfalls das Go. Welche Meinungen gibt es dazu von den Apotheken vor Ort?

Auf ein konstruktives Gespräch im Rahmen des Deutschen Apothekertags (DAT) wartete die Apothekerschaft vergebens. Der realitätsferne Monolog des Ministers per Videoschalte steigerte eher noch den Groll der Inhaber:innen und wurde als destruktiv empfunden. Auch aufgrund der mangelnden Dialogbereitschaft ruft der Vorstand des Sächsischen Apothekerverbands zum Protest und damit zur ganztägigen Schließung sächsischer Apotheken am 2. Oktober auf.

Im Bundesland Sachsen gehen die Meinungen zur Streikbeteiligung weit auseinander. Während einige Inhaber:innen sich am Streik beteiligen, sind andere der Meinung, dass das alles nichts bringt. Eine Apothekerin aus Dresden hat eigens zum Protesttag einen Spruch auf dem Anrufbeantworter für die Kundschaft hinterlassen: „Liebe Patienten, liebe Kunden, heute bleibt unsere Apotheke geschlossen. Wir schließen uns dem sachsenweiten Protest aller Apotheken an, die für eine bessere Gesundheitspolitik und für eine bessere Arzneimittelversorgung der Bevölkerung kämpft.“

„Dann können wir endgültig schließen“

Andere Apotheken in der Landeshauptstadt bleiben trotz des Aufrufs geöffnet: „Wir können schließen wenn wir streiken. Einen Tag die Apotheke zu schließen, bedeutet für uns horenden Umsatzverlust, wir können uns den Streik schlicht nicht leisten“, so ein Apotheker aus Dresden. Die wirtschaftliche Lage sei derzeit so angespannt, dass auch viele seiner Kollegen sich gegen eine Streikbeteiligung aussprechen: „Es ist schade, denn eigentlich ist es in der Sache richtig zu streiken, aber finanziell bedeutet das für uns einen zu hohen Verlust.“ Die Kundschaft ginge einfach zur nächstgelegenen Apotheke: „Die Konkurrenz in der Stadt ist einfach zu groß. Die Meinung bei der Kundschaft, wir jammern auf hohem Niveau ist zudem leider auch noch tief verankert.“

Auch die Benno-Apotheke in Dresden bleibt heute regulär geöffnet: „Ich finde eine schließende Apotheke ungeeignet, obwohl die Forderungen berechtigt sind. Der Kunde kann aber doch nichts für die Apotheken-Misere, und deshalb möchten wir das auch nicht an ihm auslassen“, so Jana Schwiek. „Ob wir die Apotheken heute schließen, interessiert doch Karl Lauterbach nicht, das konnte man ja auch im Rahmen des DAT feststellen.“ Schwiek hat ganz andere Ideen: „Die seit 2004 abgeschaffte OTC-Preisbindung rückgängig zu machen, dass wäre mein Vorschlag. So hätte sich auch der Versandhandel erledigt. Es geht doch darum, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken“, so die Apothekerin.

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